Trojaburg
 
 
Balgangadhar Tilak

Vorwort des Herausgebers
Es erscheint als Unglücksfall der Wissenschaft, daß Balgangâdhar Tilaks Bedeutung als Veden-Forscher bis heute nicht gebührend anerkannt wird. Während sein 1911 erschienener Kommentar zur Bhagavadgita, Gita Rahasya, noch heute als Standardwerk gilt, blieb diese verdiente Ehrung den beiden anderen Hauptwerken Tilaks versagt: Dem 1893 veröffentlichten
„Orion“ und dem 1903 erschienendem Werk „Die arktische Heimat in den Veden“. Selbst auf eine deutsche Ausgabe wartete die Forscherwelt vergebens, obgleich sich dennoch auch deutsche Forscher früh von dem Werk inspirieren ließen.
Denn seine Veröffentlichungen bildeten eine wichtige Basis für die Erforschung
nicht nur der Veden, sondern auch der Frühzeit der indogermanischen
Stämme, die lange Zeit sprachlich vereinfacht als „Arier“ bezeichnet wurden.1 In seinem Orion, stellte Tilak erstmals die bis dato gängige Datierung
der einzelnen Zeitstufen der Veden in Frage. Aufgrund astronomischer
Hinweise innerhalb der indoarischen Schriften, korrigierte der indische
Forscher die älteste Stufe von 2400 v. Zw. auf 4500 - 4000 v.Zw., als die Tag- und Nachtgleichen im Sternbild des Orion lagen. Um 2500 v.Zw., der bis zu Tilaks Arbeit ältesten Zeiteinstufung der Veden, befanden sich die Tag-und Nachtgleichen bereits im Sternbild der Plejaden (Krittikas), womit bereits das Zeitalter der Brahmanas (Von den Brahmanen, den frühen Opferpriestern
verfaßte Ritual- und Opfertexte der Veden) anzusetzen ist.
Trotz der in Reaktion auf dieses Buch einsetzenden Kritik der damaligen akademischen Forschung, gelang es nicht, die Thesen Tilaks schlüssig zu widerlegen - im Gegenteil: Der deutsche Indologe Dr. Hermann Jacobi bestätigte
Tilaks Ergebnisse durch eigene Forschungen (On the Antiquity of Vedic Culture - 1908) und auch andere angesehene Veden-Forscher wie Prof. Maurice Bloomfield (The Religion of the Veda - 1908) und Dr. Georg Bühler schlossen sich an.
Auch Tilaks Werk „Die arktische Heimat in den Veden“ ist trotz seines Alters heute aktueller denn je. Die These dieses Buches besagt, daß die Vorfahren der Indoarier aus einem polaren Gebiet stammen, aus dem sie vor mehreren Tausend Jahren in ihre neuen Heimatgebiete aufgebrochen
1 Die Bezeichnung „Arier“ ist dementsprechend häufig in diesem Werk vorzufinden und als Sammelbezeichnung für die früheste Trägergemeinschaft der indogermanischen Sprache aufzufassen
wären. Und tatsächlich erhärten immer mehr archäologische Funde inzwischen
die Annahme einer vorzeitlichen Besiedlung arktischer Gebiete. Damit
wird die Arktis auch zunehmend für die Frage des Ursprungs des weißen
Menschen insgesamt interessant, die durch die „Out-of-Africa-These“ nicht erklärt werden kann. Bal Gangâdhar Tilak war nicht der erste Verfechter
einer arktischen Heimat der Arier, aber einer der wirkungsvollsten. Er inspirierte so bedeutende Forscher wie Herman Wirth und Georg Biedenkapp.
Tilaks Nachweis der arktischen Urheimat der Arier bildete dabei das Mittelstück des Puzzles der Enträtselung unserer Vorgeschichte, um das herum Wirth und andere Stücke anlegten und so zu einem geschlossenen
Ganzen ausbauten. Neben der wissenschaftlichen Beweisebene wohnt der polaren Herkunft auch eine metaphysische Bedeutung inne: Der polare
Mythos. So nannte der italienische Kulturphilosoph Julius Evola diese Art Erberinnerung die sich bei einigen bis heute bewahrt hat. Es ist die Gewißheit, daß die Kultur und der Geist nicht aus dem Orient oder Afrika
stammen, sondern aus dem Norden – dem Reiche der Mitternacht. Hier entstanden die kulturellen und metaphysischen Grundlagen, die in der Megalithgräber-Zeit eine Fortsetzung fanden und sich schließlich in den sogenannten indogermanischen Wanderungen erfüllten, die den Samen der antiken Weltreiche pflanzten. Der Monotheismus, der später vom Christentum adaptierte Gottessohnglaube, hat hier ebenso seinen Ursprung
wie die Symbolik des Hakenkreuzes und der kultischen Schriftzeichen,
die sich sehr früh in Amerika und Europa nachweisen lassen. Nicht die oft fälschlich gerühmten Keilschriften oder Hieroglyphenschriften, die rein kaufmännischen Charakter hatten, bildeten die Grundlage der Alphabete,
sondern jene frühen Kultzeichen, die über die Runen schließlich zum phönizischen und dem griechischen Alphabet führten.
In den letzten Jahren lieferten insbesondere Richard Fester und Hans-Joachim
Zillmer Indizien, die Tilaks Ansichten bestärken.


Über den Autoren
Was Tilak von gewöhnlichen Forschern abgrenzt, ist sein Engagement in politischen und gesellschaftlichen Bereichen. Sein Lebenswerk beschränkte sich nicht nur auf historische Forschungen, sondern hatte auch Einfluß auf den indischen Nationalismus. 1856 in Ratnagiri als Sproß einer Brahmanen-Familie (Angehörige der obersten indischen Priester-Kaste) geboren, schloß Tilak bereits mit 20 Jahren sein Studium der Mathematik und Rechtswissenschaften ab. In frühen Jahren lernte er den indischen Gelehrten Sri Govindananda, bekannt als der Shivapuri Baba (1826-1863), kennen, von dem er Grundlagen der Astronomie erlernte. 1893 erschien Tilaks erstes größeres Werk, „Orion oder Forschungen über das Alter der Veden“, in dem er die älteste vedische Periode bereits auf 4500 v.d.Zw. datierte. Zeitgleich engagierte er sich im indischen Freiheitskampf gegen die britische Besatzung. Die historische Forschung war für ihn ein Mittel, den indischen Nationalstolz zu heben. 1897 wurde Tilak wegen antibritischer Propaganda zu einer 11/2 jährigen Haftstrafe verurteilt. Dank seines guten Kontaktes zum deutschen Orientalisten Max Müller erhielt er jedoch die Möglichkeit, sein Vedenstudium in der Gefängniszelle fortzusetzen.
Hier legte er den Grundstein für sein Werk über die arktische Heimat in den Veden, das er nach seiner Haftentlassung abschloß.
Der hiermit erstmals vorgelegten deutschen Übersetzung des Werkes Tilaks liegt eine englische Studienausgabe aus dem Jahr 2005 zugrunde. Dabei handelt es sich um eine gegenüber der regulären Ausgabe gekürzte Fassung, die auf einige Wiederholungen verzichtet ohne den Sinn zu entstellen. Bei der Übersetzung wurde darauf geachtet, den in englisch verfaßten Text nah am Original ins Deutsche zu übertragen, damit die Gedanken Tilaks möglichst authentisch wiedergegeben werden. Da das Werk jedoch einerseits nicht in der Muttersprache des Autoren, und andererseits in der damals üblichen, durch lange und teilweise komplizierte Sätze gekennzeichneten Weise verfaßt
wurde, sind dadurch auch in der Übersetzung vereinzelt unübliche Formulierungen enthalten. Wo der Sinn durch die möglichst authentische Übersetzung gefährdet war, wurde die Übersetzung dementsprechend angepaßt. Zur Übersetzung der reichhaltigen Rigveda-Zitate wurde vereinzelt - wo es angebracht schien – K.F. Geldners Übersetzung in der 2008 vom Marix-Verlag herausgegebenen und von Peter Michels editierten Fassung verwendet. Für ein tiefergehendes Verständnis der Thesen Tilaks, lege ich dem Leser die Lektüre des in Kürze als Nachdruck erscheinenden Werkes „Der Nordpol als Völkerheimat“ von Dr. Georg Biedenkapp ans Herz, das die Thesen Tilaks
in einen größeren Zusammenhang einbindet.
Dennis Krüger
(Herausgeber)

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