Trojaburg
 
 

Ahnenverehrung & Seelenglaube

 

Zum Glaubensverständnis im 3. Reich

Religion und Glaube im 3. Reich - ein Thema, das bislang über oberflächliche Betrachtungen hinaus mangels umfassender wissenschaftlicher Untersuchung bis heute schemenhaft blieb.
Lediglich über Teilbereiche des Glaubensverständnis im 3. Reich liegen bislang Untersuchungen vor, etwa über die Germanische Glaubens Gemeinschaft, die bereits Gegenstand mehrerer wissenschaftlicher Untersuchungen war, oder über die Deutsche Glaubensbewegung und ihren Gründer Jakob W. Hauer.
Auch über den Glauben Hitlers existieren eine Reihe von mehr oder weniger wissenschaftlichen Untersuchungen, die allerdings mehrheitlich wenig zu überzeugen vermochten.
Hans Buchheim, der sich bereits 1953 an einer Darstellung der religiösen Gruppen des 3. Reiches versuchte, beschränkte sich wohl auch aufgrund des kurzen zeitlichen Abstandes zum Behandlungsobjekt auf Teilbereiche, darunter auch die Deutsche Glaubensgemeinschaft.
Das 1968 erstmals erschienene und bis heute zitierte Werk „Der Glaube des Adolf Hitler“ von Friedrich Heer versuchte das Dämonische 3. Reich mit dem Einfluß des Katholizismus zu erklären, das für Hitlers Glaube maßgeblich gewesen sei. Demgegenüber suchte Georg May die Schuld am vermeintlichen Irrglauben Hitlers weniger beim Katholizismus, denn beim Protestantismus, dem er eine große Nähe zu Hitlers Politik bescheinigte.
Beide letztgenannten Werke sind geprägt von „extrem einseitigen Urteilen“, was - so Michael Rissmann, Verfasser einer neueren Untersuchung über Hitlers Religion, „tief in der Lebensgeschichte der Autoren gründet“. So muß mit Rissmann konstatiert werden, daß aufgrund der stark subjektiven Auswahl und Verzerrung vorhandener Dokumente beide Werke „für die Forschung nicht einmal als Quellensammlungen von Bedeutung sein können.“
Die heute überwiegend vorherrschende Meinung, derzufolge Hitler durch seine Parteiinszenierungen, insbesondere Parteitage, Totenehrungen und Aufmärsche eine quasireligiöse Liturgie erschaffen hätte, welche als Ersatz der Religion dienen sollte und innerhalb derer er sich selbst zum Messias stilisierte, wurde insbesondere von Claus-Ekkehard Bärschs Veröffentlichung geprägt. Bärsch beschränkt sich in seiner Darstellung jedoch auf Schriften von Dietrich Eckart, Goebbels und Rosenberg sowie Hitlers Mein Kampf, ohne weitere Primärquellen - etwa Hitlers Tischgespräche - zu berücksichtigen.
Tatsächlich dienten der laut NSDAP-Parteiprogramm „Standpunkt eines positiven Christentums“ ebenso  wie das Reichskonkordat mit der katholischen Kirche als eine Art Waffenstillstandsabkommen, das Hitler innenpolitische Ruhe verschaffte. Durch eine weitestgehende Auslassung des Themas Kirche und Religion in seinem programmatischen Werk „Mein Kampf“ ermöglichte er so der Bewegung sowohl antikirchlich heidnische Kräfte als auch ausgesprochen christliche Gruppierungen an sich zu binden, wie Autor Friedrich Herr konstatierte: „In ‚Mein Kampf‘ kann sehr viel von dem, was er da verkündert, von ebendiesen christlichen evangelischen, katholischen und konservativen Gläubigen Adolf Hitlers so gut wie vorbehaltlos angenommen werden.“
Mittelfristig plante Hitler allerdings eine Ablösung des Christentums, auf dessem Grund das  - doch wodurch? Sollte er tatsächlich die Parteifeiern als adäquaten Ersatz der Kirche betrachtet haben? Oder favorisierte Hitler den Islam als kommende Religion, wie einige aufgrund einer privaten Äußerung des Reichskanzlers mutmaßen?
Oder war es nicht doch eine Rückkehr zum Glauben der Altvorderen, zu Odin, Wotan und Thor, der Hitler vorschwebte?
Alle drei Fragen können negativ beschieden werden. Ebenso muß aber auch das Fazit der jüngsten und beachtenswertesten Studie über „Hitlers Gott“ hinterfragt werden, das den Glauben Hitlers weitgehend auf den der Vorsehung reduziert. Dabei sollten, so der Autor,  nicht nur Kirchen durch Sternwarten, sondern auch der religiöse Glaube durch eine wissenschaftlich fundierte Gottgläubigkeit ersetzt werden, wobei aber die religiösen Riten des Christentums weitgehend durch den Hitlerkult abgelöst wurden.
Obgleich an dieser kurzen Übersicht über den Forschungsstand deutlich wird, daß die Glaubensvorstellung im 3. Reich einer weiteren wissenschaftlichen Untersuchung bedarf, erlauben Zitate und Niederschriften doch das auch von Rissmann gezogene Resümée, demzufolge der „Führer“ selbst ein durch und durch gläubiger Mensch war. Den Kern seines Glaubens bildete tatsächlich eine Art „Wissenschaft vom Leben“, freilich unbeachtet von Rissmann, ergänzt durch Glaubensvorstellungen, die indoarischen Elementen, wie der Seelenwanderung, nicht abgeneigt waren, und darin jenen im SS-Forschungsinstitut erarbeiteten Plänen für einen neuen Glauben entsprachen.
Diesen Glauben aber wollte Hitler streng getrennt von allem Weltlichen wissen: „So trennt und parallelisiert Hitler fortwährend Partei und Weltanschauung, Kirche und politische Organisation“, wie Manfred Ach zusammen faßt. Damit erteilt er aber auch den Kreisen um Heß, Himmler, Rosenberg und den Ludendorffs und ihren Glaubensentwürfen „immer wieder eine deutliche Abfuhr“, wie Ach weiter bemerkt. Unbestritten ist dabei Hitlers Ansicht, wonach der wissenschaftliche Fortschritt automatisch zum Absterben des abergläubischen Christentums - ebenso wie der anderen großen Religionen - führen und so einer künftigen „neuen Volksreligion“ den Weg ebnen würde.
Denn das religiöse Bedürfnis an sich, so Hitler, müsse befriedigt werden: „Ich kann dem Volke seinen Gott nur dann nehmen, wenn ich ihm etwas Vollwertiges dafür geben kann.“ Für eine erneute Reformation in diesem Sinne aber hätten sich die christlichen Kirchen als untauglich erwiesen.
Dem Äußerungen Hitlers deutlich zu entnahmen ist aber, daß er - anders als etwa Alfred Rosenberg - die Erssetzung des Christentums auf die Zeit nach dem Krieg verschieben wollte. Wie genau aber eine neue Volksreligion hätte aussehen können, darüber geben auch die Aussprüche Hitlers keinen genauen Aufschluß.
Zur Erschließung dieses neuen Glaubens können aber Texte verschiedener Protagonisten beitragen, die sich - freilich auf verschiedenen Wegen - der Idee eines neuen Glaubens annäherten. Ohne Anspruch auf eine vollständige Erfassung der zahlreichen kirchlich-religiösen Strömungen innerhalb des 3. Reiches mögen die hier enthaltenen Texte so der Erforschung der Vorstellungen zum Glauben im 3. Reich zumindest einen Weg weisen.   

D. Krüger (Hg.)

Weiterführende Literatur:
Ach, Manfred / Pentrop, Clemens: Hitlers Religion. Pseudoreligiöse Elemente im nationalsozialistischen Sprachgebrauch. München 1996 (1977)
Bärsch, Claus-Ekkehard: Die politische Religion des Nationalsozialismus. Die religiöse Dimension der NS-Ideologie. München 1998
Heer, Friedrich: Der Glaube des Adolf Hitler. Anatomie einer politischen Religiosität. München 1968
Kersten, Felix: Totenkopf und Treue – Heinrich Himmler ohne Uniform. Aus den Tagebuchblättern des Medizinalrates Felix Kersten.  1952
Krüger, Dennis: Das okkulte 3. Reich. Bottrop 2013²
Longerich, Peter: Heinrich Himmler. Biographie. München 2010
Rissmann, Michael: Hitlers Gott. Vorsehungsglaube und Sendungsbewußtsein des deutschen Diktators. Zürich 2001
Trimondi: www.trimondi.de/H-B-K/deba.hi.06.htm


Primärliteratur:
Heiber, H.: Reichsführer! Briefe an und von Himmler.München 1970
Hitler, Adolf: Mein Kampf. München Ausgabe 1933
Jochmann, W.: Adolf Hitler. Monologe im FHQ 1941-44. München 2000
Himmler, Heinrich: Die SS als antibolschewistische Kampforganisation. München 1937³
Rosenberg, Alfred: Der Mythus des 20. Jahrhunderts. München 1934

[Religionszitate Hitler]

[Religionszitate Himmler]

[Religionszitate Rosenberg]

[Religion & Glaube]

 

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