Trojaburg
 
 

Der Ursprung der Indogermanen

Nach Entdeckung der indogermanischen Sprachfamilie, die sich vor allem aus dem Studium des Sanskrit ergab, siedelte man die Urheimat der Indogermanen zu Beginn der Forschung im indischen Raum an.  Nachfolgende Forscher tendierten danach für eine zentralasiatische Heimat (z.B. Max Müller) , bevor durch Karl Penka 1893 aus anthropologischen Gründen die Vermutung einer nordeuropäischen Heimat aufkam.1  
Dem lagen Hinweise aus den ältesten bekannten indogermanischen Schriften, dem indischen Bhagvadita und den Veden zugrund, die eine helle Komplexion der Haare und Haut und sogar Blauäugigkeit der Herrscherschicht betonten. Daraus wurde der Analogieschluß gezogen, daß in dem einstigen Ursprungsgebiet dieses hellen Menschentypes auch heute noch die größte Anzahl desselben beheimatet sein muß, wodurch sich das Gebiet zwischen Norddeutschland und Norwegen ergab, wo heute die meisten hell-komplexierten Menschen zu finden sind.
In der Folgezeit lag die Priorität der Forschung auf dem Sprachvergleich, der mit Begriffen der Flora und Fauna auf ein gemäßigtes, waldreiches Klima hinwies  so daß mit Otto Schrader kurz danach die osteuropäische Heimat ins Spiel gebracht wurde, die dann für lange Zeit mit der nordeuropäischen konkurrierte, für welches die Mehrzahl der Faktoren ebenfalls einschlägig war.²
Ein gewichtiges Problem der Urheimatfrage führte Hirt ins Felde, als er auf die lange Zeitspanne zwischen Entstehung des indogermanischen Urvolkes und der Entwicklung einer homogenen indogermanischen Sprache hinwies. Seiner Ansicht nach ist das Modell der Zuordnung angenommener ur- indogermanischer Wörter zum Ursprungsgebiet der Indogermanen insofern fehlerhaft, als daß dieses Volk bis zur linguistischen Erschließung der indogermanischen Urzeit weit gewandert sein kann. Es wäre daher exakter, primär auf die anthropologischen Aspekte zurückzugreifen aber auch archäologische Hinweise und Indizien nicht außer acht zu lassen.³
Der dritte Lösungsansatz zur Indogermanenfrage - die Archäologie - wies zu Beginn des Jahrhunderts basierend auf den Arbeiten Kossinnas und Muchs ebenfalls auf einen nordeuropäischen Indogermanen-Ursprung  hin , versank dann jedoch über die Jahrzehnte in einem undurchdringlichen Wust aus verschiedensten Funddeutungen, welche die Frage nach einer möglichen Urheimat nie eindeutig zu lösen vermochten.
Nach dem Weltkrieg neigte sich die Waagschale zugunsten eines südosteuropäischen Herkunftsgebietes, was vor allem durch die zahlreichen osteuropäischen Forscher motiviert war. Hier zeigte sich erneut, daß die Herkunft eines Forschers grundsätzlich Interpretationen historischer Ereignisse beeinflußt, bzw. tendenziöse Betrachtungen nicht nur von deutschen Forschern unternommen werden, sondern bis zu einem gewissen Grad einer natürlichen Veranlagung entsprechen.

Karte der heutigen Verbreitung indogermanischer Sprachen
Kleidung der Indogermanen in Nordeuropa, 2. Jht. v.Zw.
Kern- und Ausbreitungsgebiet der Kurgankultur - lange Zeit als Stammgebiet der Indogermanen angesehen

 Bereits in den 30er Jahren gab es neben der Mehrheit der Befürworter einer (nord)europäischen Heimat (Kossinna, Schwantes, Meyer, Pokorny u.a.) eine nicht unerhebliche Zahl von - auch deutschen - Verfechtern einer russischen Heimat (Schrader, V.G. Childe, Walter Schulz), obgleich ja gemeinhin immer wenn nicht von einer ?Gleichschaltung? so doch einer starken nationalsozialistischen Beeinflussung der Wissenschaften ausgegangen wird.  
Eine besondere Kulturgruppe in diesem Zusammenhang stellen die Schnurkeramiker dar, die auch als ?Streitaxtleute? oder Einzelgrabkultur bezeichnet werden. Jüngste Datierungen der frühesten Schnurkeramik weisen auf den osteuropäischen Raum, im heutigen Polen bzw. Ukraine, wo die Schnurkeramik bereits um 2900-2800 v.u.Zt. erscheint. In die gleiche Zeitstufe fallen auch die frühesten Einzelgräber, die um 2800 im jütländischen Raum auszumachen sind,  zu einer Zeit als sich die megalithische Kultur nach herrschender Meinung noch in ihrer Blütezeit befand.4 Beide Befunde sprechen für eine enge Verbindung der Kulturgruppen zwischen Nordsee und Russland, die ein späteres gemeinsames Vorkommen erst ermöglicht. Die Verbreitung der indogermanischen Sprachen in den Süden und Südwesten Europas durch die  vereinigten Schnurkeramiker und Einzelgrableute, die aufgrund des häufigen Vorkommens von Streitäxten, insbesondere im östlicheren Teil, auch als Streitaxtleute bezeichnet werden, hatte einiges für sich, da die nachgewiesene Verbreitung der Sprachen mit der Ausbreitung der drei Kulturelemente, zumindest jedoch zwei der drei Elemente, korrespondierte. Während Schuchhard erstmalig eine Identität der Schnurkeramiker mit den Indogermanen annahm und diese aus Mitteldeutschland stammen ließ,5 verlegten spätere Forscher ihren Stammsitz nach Südosten. Forschungen zu Beginn der 60 er Jahre ergaben, daß es im südrussischen Raum gegen 2400 v.u.Zt. ein halbnomadisches Reitervolk gegeben hat, welches in eine bestehende Bauernkultur eingebrochen sei und dort die sogenannte ?Kurgankultur? begründet habe, die von großem Reichtum an Gold und Kupfer- Gegenständen geprägt war, die zumeist in den typischen Hügelgräbern mitsamt den in Hocklage begrabenen Toten aufgefunden wurden.6 (Modell 4)Weiteres Kennzeichen dieser Gruppe waren Streitäxte und Einzelgräber. Aufgrund dessen ging man lange Zeit von einem Ursprungsgebiet in Südrußland aus, von wo die Kurgan-Gruppe gegen Ende des 3. Jahrtausends v.u.Zt. als erstes Reitervolk aufgebrochen wären und mit ?vehementer Gewalt in die bestehenden Bauernkulturen einbrachen?.  Dort sollen sich die langschädeligen, blonden und blauäugigen Volksstämme mit den eingesessenen breitköpfigeren, kräftigen Bauern ?verschmolzen? haben,  um knapp 1500 Jahre später als autochthones, unvermischtes Volk beschrieben zu werden.7 Eine unmögliche Vorstellung, sofern es sich bei beiden nicht um denselben Typus oder eine eng verwandte Ethnie gehandelt hätte, die sich einige Jahrhunderte wenn nicht Jahrtausende früher getrennt haben müßte, um so verschiedene Körpermerkmale zu entwickeln aber dennoch durch Vermischung eine homogen Ethnie hervor zu bringen. Fraglich bleibt jedoch, wie diese Merkmale nach Auswanderung erhalten werden konnten, wenn man in Rechnung stellt, daß Auswanderungen stets einen Männerüberschuß beinhalten, der die Aufnahme von Frauen fremder Ethnie in die Gemeinschaft unausweichlich macht. Ein weiterer Punkt der dieses bevorzugte Szenario erschüttert, ist der in aufgrund jüngster Funde nicht mehr zu bezweifelnde Charakter der unbestritten indogermanischen schnurkeramischen Kulturen als ackerbautreibender und seßhafter Kultur, die kaum mehr als halbnomadisches Reitervolk zu bezeichnen ist.
Auch die oft beschworene Einführung zahlreicher neuer Kulturelemente durch die Kurganleute in das Gebiet des nördlichen Europas ist heute nicht mehr aufrecht zu erhalten:
Die bedeutendste Waffe, die mit den Schnurkeramikern in Verbindung gebracht wird, war die Streitaxt, von der abgeleitet, die Schnurkeramiker auch ?Streitaxtleute? genannt wurden. Diese war jedoch im nordischen Raum längst bekannt. Die mesopotamischen Metalläxte dagegen sind nicht die Vorbilder der Streitäxte , sondern die Modifizierungen der megalithischen Steinäxte.  Auch das Pferd wurde nicht erst mit dem Auftauchen der Schnurkeramik in Europa bekannt, sondern gilt bereits seit Ende des 5. Jahrtausends als domestiziert. Desweiteren ist bei einer Herkunft aus der osteuropäischen Steppe bei den mitgeführten Schnurkeramiker-Pferden von einer sich unterscheidenden Pferdeart gegenüber der schon früh in Europa (Iberien) domestizierten Art auszugehen, zumal die Domestizierung in der asiatischen Steppe jüngst generell in Zweifel gezogen wird.8  
Desweiteren verfügten die Trichterbecher-Kulturen bereits ebenso über 2- achsige Wagen und die gleichen Haustiere wie die Schnurkeramiker: Hund, Rinder, Schweine (jedoch auch Schafe und Ziegen).
Fraglich wäre zudem, warum zwischen erstem expansivem Auftreten der Kurgankulturen um 2400 und der Indogermanisierung des direkt benachbarten Zweistromlandes und Persiens mehr als 600 Jahre lagen. Wären die Hethiter gemäß diese Szenarios aus diesem Gebiet nach Anatolien eingewandert,  so wäre doch die Indogermanisierung des späteren persischen Raumes ebenfalls zur gleichen Zeit erfolgt.
Aufgrund der Uneinheitlichkeit der Funde sind einige Forscher dazu übergegangen, die Streitaxtleute von der Schnurkeramik unabhängig einzuschätzen und nur die Streitaxtleute aus dem südrussischen Raum stammen zu lassen, was bereits in den 30er Jahren Gegestand von Überlegungen war: Danach seien die Streitaxtleute als Untergruppe der Schnurkeramiker zu bewerten und nur diese als Indogermanen zu begreifen.
Aus der Summe der Spekulationen über Schnurkeramiker und Streitaxtleute läßt sich jedenfalls kein zwingender Beweis für den Einbruch einer südosteuropäischen oder gar vorderasiatischen Volksgruppe in den nordischen Raum herauslesen - im Gegenteil, sowohl (indogermanische) Schnurkeramik als auch Streitaxtkultur weisen auf den mittel-nordeuropäischen Raum als Wurzel hin. Bereits Sprockhoff wies in seiner Darstellung der nordischen Megalithkultur auf die Einflüsse deren Kulturerzeugnisse auf das Mittelelbegebiet und auf den engen Zusammenhang zwischen Megalithkultur (insbesondere dem als Walternienburg-Bernburger bezeichneten Zweig der Megalithkultur), Schnurkeramik sowie Aunjetizer Kultur hin, die als erste bronzezeitliche Kulturstufe Europas gilt.9  
Kossinna weist darüber hinaus auf die Verwandschaft der megalithischen Keramiken mit den frühesten Schnurkeramiken hin, wobei letztere auf die megalithischen Einflüsse zurückgehen.    
Selbst wenn man die Zweifel bezüglich der Entstehung der Schnurkeramik und der Streitäxte außer acht läßt, erscheint insgesamt der Einbruch der Kurgankultur mit schnurkeramischen Gefäßen und Streitäxten nach Europa zu Beginn des 3. Jahrtausends angesichts der mutmaßlichen Indogermanisierung des osteuropäischen Raumes vor 3000 v.u.Zt. (alle bekannten südosteurop. Orts-und Gewässernamen sind indogermanisch!) zeitlich zu spät angesetzt und nicht in einer zahlenmäßig entsprechenden Form vonstatten gegangen zu sein, als daß eine neue Sprache eingeführt hätte werden können. Hieran ändern auch die mittlerweile angepaßten Daten nach denen die erste Kurgan-Welle bereits um 4400 v.u.Zt. anzusetzen sei,10 nichts - kollidieren sie doch mit dem 1963 von derselben Forscherin festgestellten Zeitpunkt der Ausbreitung frühestens um 2500 v.u.Zt..6 So gibt es keinerlei archäologische Hinweise, die eine so frühe Ausbreitung erhärten würden. Und auch die angesichts fehlender früher schnurkeramischer Funde im Ausgangsgebiet der Kurgankulturen zwangsläufige Aufnahme des schnurkeramischen Elementes um 2500 durch eine eindringende Herrscherschicht halbnomadischer Gruppen scheint abwegig.     
 

Karte der Verbreitung der Schnurkeramik nach Boettcher
Protosprache nach Boettcher
Modelle der indogermanischen Urheimat
Alphabet-Vergleich nach Lichtenauer
Rekonstruktion eines weiblichen Tochäer-Skelettes - dieser östliche Indogermanenzweig spiegelt gut die anthroplogische Herkunft wider

Eine interessante Alternative zu der weitverzweigten Suche nach der Urheimat bot bereits 1934 Herbert Kühn mit seiner These nach einer Halbeuropa fassenden Urheimat (von Skandinavien bis zu den Alpen und vom Rhein bis Don) die lediglich bis ins Mesolithikum bestand und von ihm als Magdalenien Kultur von der nichtindogermanischen Tardenoisen Kultur (Frankreich, Süddeutschland, England) unterschieden wird.   Jedoch erwies sich diese Einteilung als zu grob und wird den vielfachen Ãœberschneidungen zwischen Magdalenien und Tardenoisen nicht gerecht. (Modell 1)

Nachdem noch in den 80er Jahren in der Diskussion um die Urheimat eine Annäherung  auf den Raum zwischen Nord/ Mittel- und schwarzem bzw. kaspischem Meer (Modell 3) erzielt worden zu sein schien, stellte  Colin Renfrew der Kurgan-These (zuletzt 1996) seine Annahme der Entstehung des Indogermanischen im anatolischen Raum entgegen:11
Danach seien die indogermanischen Wanderungsbewegungen durch Bevölkerungswachstum veranlaßt, der seiner Ansicht nach durch Fortschritte im Ackerbau verursacht wurde, die wiederum im anatolischen Raum (Catal Hüyük) ihren Ausgangspunkt genommen hätten. Demzufolge hätten sich die ersten Indogermanen bereits um 9000 v.u.Zt. nordwärts gewandt.
Auf der Grundlage einer vergleichenden Analyse von Blutdaten und genetischen Daten haben Cavalli-Sforza u.a. vorgeschlagen, die Vorstellungen der Kurgan-Theorie und der Anatolien-Theorie zu vereinigen. Das Proto-Indo-Europäische soll sich danach im anatolischen Raum gebildet haben und früh als Hethitisch, Tocharisch, Armenisch und möglicherweise auch Griechisch und Albanisch abgespalten haben, während eine andere Gruppe nach Norden gewandert ist und dort die Kurgan-Kultur entwickelt hat. Von dort aus haben sich dann mit der Verbreitung der Bandkeramik um 5.500 - 5.000 Jahren die westindogermanischen Proto-Gruppen verbreitet.
In der früheren Forschung oft als aus dem vorderen Orient stammende Gruppe identifiziert, die den Ackerbau nach Europa gebracht habe, waren die Bandkeramiker früh als Träger einer indogermanischen Sprache ausgeschlossen. Angesichts der Anatolienthese sowie neuer Deutungen als südosteuropäischem Stamm aus dem Balkanraum mit nahöstlichen Einflüssen und zeitlicher Ãœbereinstimmung ihrer Ausbreitung mit der Schwarzmeerflut um 5600 v.u.Zt., die den Auslöser ihrer Wanderbewegung darstellen könnte,  sind sie als Verbreiter nun wieder in die Diskussion zurück gekehrt.12
Dagegen spricht nach wie vor jedoch die fehlende Überlagerung der anderen Kulturgruppen durch die Bandkeramiker, die wohl Voraussetzung für die Übernahme einer neuen Sprache durch die Alteuropäer gewesen wäre. Auch die frühe Aufgabe der bandkeramischen Existenz in Mitteleuropa um 4000 spricht gegen deren Verbreitung der indogermanischen Sprache nach Europa, obgleich eine Übernahme und Weiterverbreitung durch Alteuropäer nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann.
Die grundsätzliche Annahme der Entstehung des Indogermanischen im anatolischen Raum, wird dagegen durch die sprachwisenschaftliche Forschung vollständig widerlegt, die in den Hethitern die Träger des Indogermanischen im anatolischen Raum sieht, das sich erst seit ca. 2500 v.u.Zt. über eine ältere dort heimische Sprache ausbreitet. Daran ändern auch die 2003 publizierten, vermeintlichen ?Erkenntnisse? mittels einer ?hoch verfeinerten Computer-Methode? durch Gray und Atkinson von der Universität Auckland (Neuseeland) nichts, die nachgewiesen haben wollen, daß der erste Trennungspunkt zwischen 7.800 und 9.800 Jahre zurückliegen muß und vermutlich die Abspaltung des Hethitischen bedeutete.13  Diese ?Forschungssensation? reiht sich vielmehr nahtlos in die Reihe der pseudowissenschaftlichen Computermodelle ein, die stets das Ergebnis hervorbringen, was durch die selektive Dateneinspeisung der Forscher vorherbestimmt ist. In diesem Falle widerlegen bereits die erschlossenen gemeinindogermanischen Wörter für Kupfer das Ergebnis.

Eine dritte, bislang kaum beachtete Hypothese, ist die direkte Ableitung des indogermanischen aus einer durch die Ertebolle-Ellerbeck Kultur (erste nordische Kulturstufe?) erfolgte Überschichtung der Bandkeramischen Kultur, die aus einer ?borealen Proto-Sprache? das Indogermanische als Sprache einer sich bildenden ?Herrenschicht? entstehen läßt. Diese kontrolliert als Trichterbecherkultur den Raum zwischen Nord- und Südosteuropa.14 Danach müßte sich zwischen 6. und Ende des 5. Jahrtausends eine indogermanische ?Ursprache? entwickelt haben, die mit den Wanderungen der späteren indogermanischen Völker verbreitet wurde. Dafür spricht vor allem die Existenz einer potentiellen Trägerkultur, die zu Beginn als Trichterbecher, später als Schnurkeramiker in Erscheinung tritt sowie die schnelle Verbreitung des Indogermanischen.
Allerdings wirft dieser Lösungsansatz die Frage des Verhältnisses zwischen Trichterbecherkultur und den Megalithkulturen auf; Wer soll die Megalithik über Europa verbreitet haben, wenn nicht die Trichterbecherkultur, die damit doch auch ihre Sprache verbreitet haben müßte? Die Gebiete der westeuropäischen und mittelmeerischen Megalithkulturen wurden jedoch erst zwischen 2000 und 1200 v.u.Zt. indogermanisiert und sprachen vordem eine Sprache die Dominik Wölfel als ?atlanto-lybisches Sprachsubstrat? bezeichnet.15 Wenn, wie Böttcher annimmt, die Trichterbecherkultur die Megalithik erst spät aus Westeuropa übernahm und die Großsteingräberbauweise nach Meier gar ?eine Erscheinung des Megalithikums (sei), mit dem die Trichterbecherkultur nicht das geringste zu tun hat?,16 bleibt nur die Theorie der Ãœbernahme eines neuen Glaubens ohne Einwanderung einer neuen, westmegalithischen Herrscherschicht, die sich zudem archäologisch auch nicht nachweisen läßt.   
Die bekannte Geschichte beweist jedoch, daß selbst Religionen zumeist nur mit dem Schwert verbreitet werden - sowohl die Ausbreitung des Christentums als auch des Islam bieten hier Beispiele in Legion und widersprechen der These Meiers, nach der ?Neumissionierte einen besonderen Glaubenseifer entfalten?. Dieser Irrglaube steht vielmehr in der langen Reihe der islamischen Propagandamärchen der ?toleranten Religion?, die erheblich mit der tatsächlichen Geschichte kollidiert.
Eine bislang nicht erörterte Lösung des Problems wäre die bereits von Lichtenauer vorsichtig ins Spiel gebrachte Annahme der Entstehung des Indogermanischen aus dem atlanto-lybischen Sprachsubstrat Wölfels, das von Basken und Megalithikervölkern verwendet wurde und enge Verwandtschaften zum Sumerischen sowie Altägyptischen aufweist.17
Dadurch stellt sich wiederum die Frage nach der fehlenden Ausbreitung des Indogermanischen in die westeuropäischen Megalithgebiete, die ja zweifellos vom Neolithikum bis zur Bronzezeit enge Handelsbeziehungen unterhielten. Dies scheint bislang kaum vereinbar, es sei denn, man zieht eine Trennung zwischen westmegalithischem (Westeuropa, Mittelmeergebiet?) und Nordostmegalithischem ?Reich? (Deutschland, Osteuropa), die sich auch sprachlich auswirkte.
Hypothetisch könnte eine derartige Trennung auch durch einschneidende Umwelteinflüsse, etwa in Form einer Naturkatastrophe, in Erwägung gezogen werden. Diese wiederum müßte jedoch bereits vor Mitte des 5.Jahrtausends erfolgt sein, was sich zwar geologisch erhärten läßt, jedoch wiederum mit der Entstehung und Verbreitung der Megalithik um 5000 - 4000 unvereinbar scheint, Setzt man einen Bruch hypotetisch für die Zeit zwischen 4500 und 4000 und damit den Zeitpunkt der Entwicklung des Indogermanischen aus dem megalithischen Substrat an, so sind die Verbreitung durch die Trichterbecher und die Erkenntnis der indogermanischen Stämme als Bauernvölker auf (erzwungener) Wanderschaft gut in die Historie einzubetten. Demnach brach durch eine Naturkatastrophe die Seeverbindung zwischen westmegalithischem Reich und ostmegalithischem Reich für eine Zeit ab, die ausreichte um eine eigene Sprachentwicklung in Gang zu setzen. Abwandernde Stämme verbreiten die Sprachen und führen den Grabhügel als Rest der einstigen von Hügeln überdeckten Steinkammern weiter, ebenso wie die Weiterentwicklung der Streitaxt. So bilden sich um 4000 die südrussische Kurgankultur, in Verbindung mit der älteren Vincakultur, die Varnakultur unabhängig von den westlichen, weiterbestehenden Megalithkulturen. Von den neuen östlichen Zentren gehen wiederum Bewegungen zurück in den europäischen Raum, die ihrerseits die östlichen Einflüsse der Magie und der Asen/ Wanen Legende mit sich bringen.
Zugegeben - eine bislang kaum durch archäologische Funde erhärtete Theorie, die gerade den Verfechtern der These eines lediglich passiv empfangenen Europas die Haare zu Berge stehen lassen dürfte - jedoch sind die Eckpfeiler bei aller Skepsis nachvollziehbar:
Die Entwicklung des Indogermanischen aus Ertebolle-Ellerbeck (Bestandteil des atlanto-lybischen Substrates nach Wölfel?) durch Überschichtung der Bandkeramik (so auch Boettcher), die Verbreitung der Sprache ebenso wie der religiös motivierten Megalithik durch die Trichterbecher als ?Wikinger der Steinzeit? (Boettcher) und damit in Verbindung - Hinweise auf eine weitaus frühere Entstehung des Megalithbaus auch in Nordeuropa. Auch Hinweise für eine Naturkatastrophe liegen für den Nordseeraum vor, wenn auch für Mitte des 6. Jahrtausends v.u.Zt. und damit zu früh für die Begründung einer sprachlichen Unterscheidung zwischen West- und Nordosteuropa angenommen.
  Aus diesem vermutlichen Ursprungsgebiet muß jedenfalls bereits zu Beginn des dritten Jahrtausends die erste Welle von Auswanderern aufgebrochen sein, um nach kurzer Seßhaftigkeit im Schwarzmeergebiet als Hethiter in Anatolien, Tochäer in Asien und als Arier in Persien und Indien in das Licht der Geschichte einzutreten. Um 2000 erfolgten weitere Wellen, die das mykenische Reich in Griechenland und gegen 1300 die Grundlagen des folgenden Hellenischen Reiches sowie Roms, und der Stammesgebiete der Kelten und der Etrusker begründeten.

Megalithiker - Indogermanen - Germanen / Kelten
Vieles spricht dafür, in den drei Namensbegriffen Umschreibungen eines einzigen Stammvolkes zu verschiedenen Perioden zu sehen. Bislang von der Frühgeschichtsforschung tabuisiert, mehren sich die Hinweise auf die ethnische Konstanz und Übereinstimmung der Trägerschichten der drei Begriffspaare,die - unter Aufnahme von außereuropäischen Einflüssen - das europäische Stammvolk verkörpern.

Anmerkungen:
1) Karl Penka: Die Herkunft der Arier. Wien 1893
2) Otto Schrader: In: Scherer: Urheimat
3) Herman Hirt: Die Heimat der indogermanischen Völker (1893) In: Scherer: Urheimat
4) AiD, 5/2003
5) Schuchhardt: Alteuropa
6) Marija Gimbutas: Die Indoeuropäer
7) siehe hierzu Schmoeckel, der eine gut lesbare Zusammenfassung der Kurganthese bietet
8) vgl. Pokorny: Indogermanenfrage sowie insbesondere Langguth. Der europäische, kleingewachsene Typ könnte dabei auf das norwegische Wildpferd zurückgehen
9) siehe Sprockhoff
10) Gimbutas: Bronce-age Europe
11) Renfrew, a.a.O.
12) so vor allem Haarmann; auch Schoppe - zuletzt auch Schröcke, der sie jedoch als autochthonen mitteleuropäischen Stamm sieht, Deutsche Geschichte 3/2004.
13) Nature 2003
14) so Boettcher: Ursprung Europas
15) Wölfel: Monumenta; so auch Meier
16) Meier: Hochkultur
17) Lichtenauer: Titanen

Literatur:
C.-H. Boettcher: Der Ursprung Europas. St. Ingbert 2000
L. Cavalli-Sforza / L., P. Menozzi / A. Piazza:The history and geography of human genes. New-York 1994
M. Gimbutas: The beginning of the bronce age in Europe and the Indo-Europeans 3500-2500 B.C. J. Indo-Eur. Stud. 1 1973 / Die Indoeuropäer (1963). In: Scherer: Urheimat
R. Gray / Q. D. Atkinson: Language-tree divergence times support the Anatolian theory of Indo-European origin. Nature 426 (27. Nov. 2003)
G. Kossinna: Die deutsche Vorgeschichte. Leipzig³ 1936
G. Lichtenauer: Das Volk der Titanen. Berlin 1998
J.P. Mallory; in Journal of Indo-European Studies, Bd. 1 1973
G. Meier / H. Zschweigert: Die Hochkultur der Megalithzeit. Tübingen 1997
J. Pokorny: Gedanken zur Indogermanenfrage. In Scherer
E. Probst: Deutschland in der Steinzeit. München 1991
C. Renfrew: Archaeology & Language: The puzzle of the Indo-European origins. 1987
Anton Scherer: Die Urheimat der Indogermanen.Darmstadt 1968
R. Schmoeckel: Die Indoeuropäer.Bergisch-Gladbach TB 1999
S. / Chr. Schoppe: Eine indoeuropäische Schrift? In: Trojaburg 1/2005
Carl Schuchhardt: Alteuropa. Kulturen und Völker. Berlin 1941
Ernst Sprockhoff: Die nordische Megalithkultur. 1936
D.J. Wölfel: Monumenta Linguae Canarae. Graz 1965

Verwandte Seiten:

Julius Evola: Das Hakenkreuz als polares Symbol

Rudolf von Sebottendorf: Wanderzüge der Arier

Weltnetz:
Bouwen/ Oertel / Langguth: Diskussion; in:

http://www.eschenweck.de/klio/indo1.html#top

Hier finden Sie einen Auszug aus Carl-Heinz Böttchers Der Ursprung Europas:

Der Ursprung Europas.pdf

Zweiseitiger PDF-Artikel von Dieter Wunderlich:

Indogermanen.PDF

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