Trojaburg
 
 

Heinrich - König & Reichsführer

 

Vorwort

Das Hauptaugenmerk geschichtlicher Betrachtung innerhalb des 3. Reiches lag zweifelsohne auf der Frühgeschichte, die zur Keimzelle germanisch-deutscher Kultur und Staatsbildung erkoren wurde. Doch auch das Mittelalter spielte eine nicht unerhebliche Rolle in den Darstellungen deutsch-germanischer Entwicklung. Nachdem zur Frühzeit der nationalsozialistischen Bewegung insbesondere dem Freiheitskampf der Sachsen Widukinds gegen die fränkische Christianisierung eine bedeutende Rolle zukam, verlor diese Epoche ob ihres kirchenfeindlichen Elementes nach dem Reichsfrieden mit der katholischen Kirche und der offen geäußerten Sympathie Hitlers gegenüber dem Franken Karl zunehmend an Anziehungskraft. An ihre Stellle trat nunmehr die Rezeption des Wirkens Heinrichs I., über dessen Frau eine direkte Erblinie zu Widukind bestand und dem als „deutschem König“ eine Vorreiterrolle in der Erschaffung des Reiches zugesprochen wurde.
„Dieser Herrscher des Mittelalters eignete sich aufgrund der überlieferten Fakten für eine ideologisch-propagandistische Verwirklichung und Vermarktung fachwissenschaftlicher Ereignisse und Ergebnisse im politischen Alltag der Nationalsozialisten“, wie die Historikerin Uta Halle resümierte.
Insbesondere auf Betreiben Heinrich Himmlers, der sich nach näherer Befasung mit dem König auf Anstoß seines Freundes Darré als Inkarnation Heinrichs I., des „Voglers“ begriffen haben soll, rückte dieser ins Blickfeld der nationalsozialistischen Machthaber. Mit der für 1936 anstehenden 1000-Jahr-Feier anläßlich des Todestages Heinrichs ergab sich für die SS nunmehr die Möglichkeit, öffentlichkeitswirksam Heinrich für den Nationalsozialismus zu reklamieren. Propagandistisch wurde die geplante Feier „geradezu [als] ein Geschenk des Himmels“ betrachtet und bereits 1935 stellte Himmler endgültig die Weichen und legte fest, »daß die SS mit der Stadt Quedlinburg alleinige Trägerin der Feiern ... sein sollten«. Noch bis in das Jahr 1944 kam es darauf jährlich zur Veranstaltung der sogenannten „König-Heinrich-Feiern“ in Quedlinburg, das zur „natuionalen Weihestätte“ erhoben wurde. Schon im Vorfeld der ersten Feier versuchte die SS die Gebeine Heinrichs I. zu finden, ein Arbeitsstab Quedlinburg wurde eingesetzt und der SS-Obersturmführer Rolf Höhne mit der Aufgabe betraut.  Im Juni 1937 watete dieser dann tatsächlich mit einer Erfolgsmeldung auf, derzufolge die Gebeine Heinrichs geborgen worden sein sollten. Indes scheiterte die Veröffentlichung der Grabungsergebnisse aufgrund fachlicher Mängel Höhnes und des Kriegsausbruchs. Wie sich später herausstellte, waren die gefundenen Skelette tatsächlich nicht mit Heinrich in Verbindung zu bringen.
Neben der Weichenstellung Heinrichs zur Reichsgründung, die schließlich durch dessen Sohn Otto I., dem offiziellen Begründer des ersten deutschen Reiches, vollzogen wurde, war es insbesondere seine Haltung gegenüber der Kirche, die ihm Hochachtung einbrachte. Diese war nämlich im Vergleich zu seinen Vorgängern und Nachfolgern durchaus distanziert, was sich insbesondere in der Ablehnung seiner Krönung durch die Kirche ableiten läßt. Daneben spielten jedoch auch zwei kriegerische Unternehmungen eine ebenso wichtige Rolle: Zum einen der Beginn der systematischen Ungarnabwehr, die schließlich ebenfalls durch seinen Sohn Otto 956 auf dem Lechfeld besiegelt wurde, aber unter Heinrich seinen Anfang nahm. Zum anderen, und von noch größerer Bedeutung, war Heinrichs Ausgriff in den Osten und die Kolonisation ehemals germanischen, nunmehr slawisch besiedelten Landes. Diesem Wirken kam angesichts des drohenden Ostkonfliktes des Deutschen Reiches mit der Sowjetunion und Polen eine umso größere Bedeutung zu, als daß man dank Heinrich auch historische Ansprüche geltend machen konnte. In Anlehung an frühere Lobeshymnen auf Heinrich, die diesen als „Stern des reinsten Lichtes an dem weiten Firmament unserer Vergangenheit“ und „Gründer des deutschen Reiches und damit [...] Schöpfer des deutschen Volkes“ bezeichneten, wurde dementsprechend auch im 3. Reich Heinrichs Abkehr von der Fixierung auf Rom und Italien und die Lenkung „der Kräfte der Nation (...) mit richtigem Instinkte in die großen Kolonisationen des Ostens“ betont. Der hier unter anderem vertretene Autor Werner Radig stellte darüber hinaus in seiner Heinrich-Monographie das Wirken Heinrichs propaganda-gerecht in eine direkte Kontinuitätslinie zum 3. Reich: „Denken wir an Arminius, einen Heinrich und an unseren Führer, so vermögen wir einen tausendjährigen Rhythmus in der schicksalhaften Bahn der Geschichte zu ahnen. Noch merkwürdiger ist jenes Zahlenspiel, das sich im Vergleich mit einem ‚tausendjährigen Kalender‘ ergibt. 919 beginnt Heinrich I seinen Heldenweg, wohl 924 erleidet er eine empfindliche Schlappe im Ostland ... – und 933 schlägt er den entscheidenden Sieg gegen den Reichsfeind.“ 

Weiterführende Literatur (externe Verlinkung):

Uta Halle: 936 - Begräbnis Heinrichs I.

Frank Helzel: Himmlers und Hitlers Symbolpolitik

 

 

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