Trojaburg
 
 

Die Deutsche Glaubensbewegung

Von Jakob Wilhelm Hauer

(Aus: Was will die deutsche Glaubensbewegung? Januar 1934)

Welche Form diese Deutsche Glaubensgemeinschaft annehmen wird, können wir heute nicht wissen. Unsere Gegner sprechen von einer „Dritten Konfession“, von einer „Nationalkirche“. Der Deutsche Glaube kann aber nie Konfession werden, wenn man darunter eine Gemeinschaft versteht, die konfessionelle Bekenntnisschriften, die ein Dogma hat, an das jeder glauben muß Dies widerspricht seinem Wesen. Ebenso scheint es uns seinem Wesen zu widersprechen, in eine Kirche gebannt zu sein. Wir wissen etwas von der innerlich notwendigen Mannigfaltigkeit des Glaubens und von der Unaussprechbarkeit der ewigen Dinge und gehen deshalb mit Worten darüber vorsichtig um. Ein Bekenntnis im dogmatischen Sinne lehnen wir ab. Wenn immer wieder nach einem solchen Bekenntnis gerufen wird, so scheint uns das der noch nicht ausgefegte Sauerteig des Christentums in unseren Reihen zu sein. Wir Deutsche müssen endlich lernen, Glaubensgemeinschaft auf etwas anderes als auf Bekenntnis zu gründen. Und auch die maßgebenden Stellen müssen erkennen, daß die Möglichkeit besteht, strengste Verpflichtung zur Gemeinschaft zu schaffen ohne ein Glaubensbekenntnis nach der Art des apostolischen zu haben.
Doch darf das nicht so verstanden werden, als ob wir verschwommen erlebten und dächten. Wir wollen immer wieder versuchen, dem deutschen Volk klar zu sagen, was wir glauben und was wir aus diesem Glauben heraus wollen.
Was tritt nun an die Stelle eines Bekenntnisses und des in ihm zum Ausdruck kommenden Objektiven? Wir antworten: Die objektive Macht, der wir uns beugen, der religiöse Führer, dem wir Gehorsam leisten, ist der religiöse Urwille des deutschen Volkes, der in den großen Gestaltern und Kindern deutschen Glaubens sich kundgetan hat. Wir haben kein anderes Bekenntnis als die Verpflichtung zu diesem religiösen Urwillen und seinen Offenbarungen. Wir dürfen keinem andern Führer gehorchen. Ihm sind wir unbedingt verpflichtet. Diese Verpflichtung ist das Grundgemeinsame aller Bekenner Deutschen Glaubens.
Da wir hier einen Begriff einführen, der nicht geläufig ist, sind wir gezwungen, ihn kurz zu erläutern. Nach unserem Glauben lebt in jedem Volk, in seiner bluthaften und seelisch-geistigen Anlage ein bestimmter religiöser Urwille, der die Gott- und Weltschau und das sittliche Leben aller schöpferischen Menschen in diesem Volke bestimmt. Dieser Gestaltwille ist der Ausdruck des ewigen Willens in rassischer und volkhafter Form. Er ist die Gegenwärtigung des Gottes in dem Raum von Blut und Geist. Immer in den entscheidenden Epochen eines Volkes, wenn seine tiefsten Kräfte lebendig werden und es sich der seelischen und geschichtlichen Lage neu anpassen muß, schafft jener Urwille Gestalter und Künder seines Wesens, die für Leben und Denken eines Volkes maßgeblich werden. So geschieht immer erneute organische Offenbarrmg aus den Urgründen einer Volksseele. Und diese Urgründe tauchen hinab in den Abgrund des Ewigen selbst, der in unentwegter Folge Glauben schafft, d. h. das Ergriffenwerden unseres innersten Seins von letzter Wirklichkeit, das Hineinbezogenwerden in die schaffende Gemeinschaft mit dem Ewigen, das tapfere und vertrauensvolle Jasagen zu seinen Forderungen an uns. Diesen letzthinigen Willen, der als Gestaltwille einer Rasse und eines Volkes sich kundtut, nennen wir den religiösen Urwillen eines Volkes. Keiner, der lebendig in seinem Volke steht und schafft, bleibt von diesem Urwillen unberührt. In seiner eigenen Seele will er Leben gestalten. Und so verbindet sich die tiefste Gemütskraft eines Menschen mit den großen Gestalten seines Volkes, sein Ringen um Gott- und Weltschau mit dem ihrigen.
Und aus diesem lebendigen Hin und Her entsteht eine Geistes- und Glaubensgemeinschaft von Geschlecht zu Geschlecht. An diesem Punkte wird auch die Bedeutung der Rasse für das religiöse Leben klar. Bei der Betonung des Rassegedankens in der religiösen Geschichte der Menschheit muß zunächst ein Mißverständnis beiseite geschoben werden. Rasse ist für uns nicht eine rein biologische, sondern in erster Linie eine seelisch-geistige Tatsache. Und zwar ist diese die Wirkung des gestaltschaffenden Willens in der Welt, der nach unerforschlichen Gesetzen und Planen die Räume der Erde und den Gestaltwillen im Blute wirkt. Darum ist uns Rasse, d. h. die in uns liegende bluthafte und seelisch-geistige Erbanlage, ein Stück Offenbarung des Ewigen, und zwar eine Offenbarung, die uns verpflichtet zum Gehorsam. Aus ihm entspringt Leben und Geschichte der Völker. Er will in uns eine bestimmte Grundhaltung auch im Religiösen. Daraus entspringen die verschiedenen Glaubensschicksale. Wenn wir die Geschichte der Menschheit während der Jahrtausende betrachten, die heute ins klare Licht der Geschichte gerückt sind, dann kommen wir zu der Erkenntnis, daß, abgesehen vom fernen Osten, der uns jetzt nicht beschäftigen soll, im Raum Europa-Vorderasien zwei Rassenkomplexe in erster Linie wirksam gewesen sind und bestimmte Glaubensformen geschaffen haben. Es sind die nordische und die ihr verwandten Rassen, die der indogermanischen Welt ihr Gesicht gegeben haben, und das vorderasiatisch-semitische Blut, das in erster Linie die Glaubensformen des Israeliten-Judentums bewirkt hat, die dann auch für das kirchlich und dogmatisch gebundene Christentum maßgebend geworden sind. So groß die Wandlungen in diesen beiden verschiedenen Welten auch gewesen sein mögen, so unzerreißbar ist ihr Zusammenhang mit dem rassischen Mutterboden geblieben, der in beiden wirksam ist. Da, wo der Gestaltwille einer Rasse sich ungehindert entfalten konnte, hat er immer ganz klare religiöse Formen herausgestellt. Und es ist von höchster Bedeutung für die Entwicklung eines Volkes, daß es erkennt, welche Formen seine eigenen sind, welche es für maßgebend erachten muß, damit es sich diesen mit ganzem Ernste hingeben und den kommenden Geschlechtern als Erbe übermitteln kann. Wenn wir von einem artgemäßen Glauben reden, so meinen wir einen Glauben, der mit unserer rassischen Grundhaltung eins ist, ihr jedenfalls nicht widerspricht und gar so widerspricht, daß diese Grundhaltung verbogen oder zerstört wird. Denn damit wird auch das innerste Leben eines Volkes verbogen oder zerstört. Es ist eine der großen Aufgaben der Deutschen Glaubensbewegung, mit sicherem Instinkt, der sich nur durch eine freie Entfaltung der Erbanlage entwickeln kann, zu erforschen, was in den großen Gestalten germanisch-deutscher Geschichte, soweit sie auch in Erlebnisform und Bildern des Christentums erlebt und gestaltet haben. Deutscher Glaube, d. h. die religiöse Grundhaltung und Anschauung ist, die dem innersten Gestaltwillen unseres Volkes entspricht. Hier wird z. B. gerade das Leben und Schaffen eines Eckehart, eines Luther, eines Arndt, eines Schleiermacher zum Problem, das nicht mit ein paar Schlagworten zu lösen, sondern nur in ernster Denkarbeit und verantwortungsbewußtem Leben gelöst werden kann.
Was ist Deutscher Glaube?

An diesem Punkte wird nun die Frage aufgeworfen werden, was denn nun der konkrete Einzelinhalt des Deutschen Glaubens sei. Hier will ich nur den Versuch machen, in ein paar kurzen Sätzen das Wichtigste zusammenzufassen:
Wir bekennen uns zu dem religiösen Urwillen des deutschen Volkes, der sich in den großen Kündern und Gestaltern deutschen Wesens und Lebens geoffenbart hat. Ihm sind wir als unserem einzigen religiösen Führer, der auch in unserer eigenen Seele wirkt, unbedingt verpflichtet. Wir glauben, daß wir in dieser Führung imstande sind, den Weg zum Heil für uns selbst und unser Volk zu finden, daß er uns hilft, die für uns gültige Wahrheit zu entdecken und sie darzuleben. Die großen Gestalten der deutschen Glaubensgeschichte betrachten wir als unsere Propheten, deren Leitung wir uns willig anvertrauen.
Es gibt für uns keine höhere Offenbarung der ewigen Wirklichkeit als die im deutschem Stamm und aus der deutschen Seele. Der religiöse Urwille des deutschen Volkes ist uns der Wille ewiger Wirklichkeit, die zu uns kommt in der Glaubensform, die unserem Wesen gemäß ist. In dieser Form zu leben und zu gestalten ist unser höchstes Schicksal, das wir um unseres und unseres Volkes Heil willen zu erfüllen haben.
Wir glauben, daß die Gegenwärtigung des ewig Wirklichen im Weltall, in der Geschichte und in unserer eigenen Seele ohne Aufhören ist. Zwar waltet hier ein Rhythmns von Auf und Ab, von Hoch-Zeiten und Niedergängen, wie alles Leben vom Werden und Vergehen der Welten bis zu Geburt und Tod der Lebewesen diesem Rhythmus unterstellt ist. Aber es gibt keine Zeit und keinen Raum, in dem der Gott sich nicht offenbaren würde. Darum wenden wir uns gegen die Lehre, daß er nur in bestimmten Völkern oder gar nur in einem Volke sich geoffenbart hätte als gegen eine Versündigung am Ewigen, der allgegenwärtig ist. Weil wir glauben, daß in unserem Volk und in unserem deutschen Raume für uns gültige Offenbarung geschehen ist, darum lieben wir das deutsche Volk und den deutschen Raum mit Inbrunst als den Ort, wo uns der Gott wie sonst nirgends begegnet.
Die Welt und die Geschichte unseres Volkes und die sprechende Tiefe unserer eigenen Seele ist uns ebenso vernehmbares Wort der letzten Wirklichkeit wie ein Prophetenspruch: Eine Blume, ein Stein, eine Wolke künden den Ewigen klar genug dem offenen Herzen.
Wir ringen darnrn, daß der Gestaltwille, der in uns zum tapferen und echten Leben drängt, sich durch uns erfülle. Darum wissen wir, was Sünde und Schuld ist. Aber wir kennen auch die Sühnung durch die neuschaffenden Mächte, die dem Ernsten selbstverständlich nahe sind.
Die Welt ist uns Heimat, die näher ist dem Himmel als irgendein Paradies. Kampf und Tragik gehören zum Mensch- und Weltsein als ewiges Gesetz. Wir bejahen die Welt und das Leben mit all seiner Tragik als ein Schicksal, dem gehorsam zu sein das höchste Glück und der seligste Frieden ist. Was unser ewiges Schicksal ist, vermeinen wir nicht vorwitzig ergründen zu können. Wir nehmen es aus dem Willen, der alles trägt, mit Ruhe entgegen, im Wissen darum, daß kein Wesen in nichts zerfallen kann.
Aus diesem Zentrum unseres Glaubens erwächst Schauen, Leben und Gestalten in ruhigem Wachstum. Eingebettet in die allumfassende Wirklichkeit sind wir in Kampf und Tragik, in Leben nnd Tod gegründet als in einem Unerschütterlichen.
Aus dem Gesagten ist völlig klar, daß die beiden Glaubenswelten, die indogermanische und die vorderasiatisch-semitische, in deren Zusammenhang hinein die Deutsche Glaubensbewegung und das Christentum gehören, in einem gewaltigen Ringen miteinander stehen müssen. Dieses Ringen ist, wie wir an einem andern Ort ausgeführt haben, das Thema der religiösen Weltgeschichte der letzten Jahrtausende gewesen und wird es vielleicht auch in Zukunft bleiben. In dieser Sicht erscheint uns darum das Ringen um die deutsche Seele zwischen Christentum und Deutschem Glauben als ein Geschehen von ungeahnter Tiefe. Und gerade darum wollen wir in diesem Kampfe stehen mit Ehrfurcht vor den ungeheuren Gewalten, die hier sich auswirken. Dies sei klar gesagt: es ist der Kampf von Glauben und Glauben, nicht einfach ein Kampf zwischen Licht und Finsternis, so viel am Christentum ist, was uns für unser Volk gefährlich, ja verderblich erscheint. Und weil es ein Kampf zwischen Glaube und Glaube ist, muß aus ihm alles Armselige, Kleinliche, alles Hinterhältige und Enge verschwinden. Es ist immer nordische Art gewesen, sich nur mit einem ebenbürtigen Gegner zu messen. Diese Kampfregel soll auch Geltung haben in dem Ringen, in dem wir heute stehen. Mit einem ebenbürtigen Gegner aber ringt man vornehm. Wenn das auf der Seite des Christentums nicht immer geschieht, so ist dies nur ein Beweis dafür, daß man vom Kraftmittelpunkt des Glaubens sich entfernt hat.

 

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