Wer war Jesus wirklich?
Anmerkungen zum historischen Jesus
Jesus als Sonnengott |
Das Osterfest gilt als höchstes christliches Fest. Der Karfreitag steht für den Tag, an dem Jesus in Jerusalem gekreuzigt wurde. Drei Tage später, so die christliche Überlieferung (allerdings wird offiziell Ostersonntag und nicht der näher liegende Ostemontag als Auferstehungstag gefeiert), ist Christus jedoch von den Toten auferstanden und wenig später in den Himmel aufgefahren.
Was dem Christen ein unantastbares Glaubensbekenntnis ist, wird in der theologischen Forschung kontrovers behandelt: Abgesehen von der unwissenschaftlichen Auferstehung (die lediglich durch Vortäuschen des Todes etwa durch ein spezielles Gift wissenschaftlich erklärt werden könnte) wird nicht nur die tatsächliche Existenz Jesu, sondern auch seine Lehre dadurch in Frage gestellt, daß sie als Plagiat bezeichnet wird.
Hat Jesus gelebt?
Ob Jesus existiert hat, mithin eine reale historische Person war ist umstritten, wird jedoch - abgesehen von der tendenziösen christlichen Literatur - durch verschiedene antike Autoren bestätigt. Die meistzitierte ist die Nennung bei Josephus, der in „Jüdische Altertümer“ schreibt: „Zu dieser Zeit erschien Jesus, ein weiser Mann, wenn es erlaubt ist, ihn einen Menschen zu heißen. Denn er verbrachte wunderbare Taten, war ein Lehrer der Menschen, die mit Freude die Wahrheit annehmen und gewann viele Juden, auch viele Heiden für sich. Dieser war der Christus.“[1]
Kritiker haben darauf aufmerksam gemacht, daß Duktus und Motivation stark für eine spätere Einschiebung dieser Stelle durch kirchliche Chronisten sprechen, welche die alten Werke neu abschrieben. Insbesondere die Formulierung, „wenn es erlaubt ist, ihn einen Menschen zu heißen“, macht nur aus christlicher Sicht, nicht aber aus Sicht eines jüdischen oder römischen Autoren Sinn.[2]
Allerdings findet sich ebendort eine weitere Belegstelle, in der berichtet wird, daß der Hohepriester den Bruder Jesu, „des sogenannten Christus“, Jakobus mit Namen und einige andere der Gesetzesübertretung anklagte und sie steinigen ließ.[3] Diese Stelle weicht deutlich von der erstgenannten ab und gewinnt dadurch an Glaubwürdigkeit.[4]
Neben Josephus erwähnen Plinius der Jüngere („...daß sie Christus als ihrem Gott abwechselnd Loblieder sangen...“) und Tacitus den Christus: „Der Urheber dieses Namens, Christus, wurde zur Zeit des Kaisers Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet.“[5] Eine weitere antike Nennung liegt in Suetons Vita Claudii vor, wobei hier allerdings nur der Name Chrestus erwähnt wird.[6]
Die Nennung in zeitgenössischen jüdischen Quellen erweisen sich dagegen wenig brauchbar, da sie vor allem das Motiv der Verächtlichmachung der christlichen Bewegung erkennen lassen. In diese Richtung zielt auch die eifrig von jüdischer Seite aufgegriffene Behauptung des römischen Philosophen Celsus, wonach der römische Soldat „Pantera“ Jesus mit Maria im Ehebruch gezeugt haben soll. Der Religionsforscher Jakob Wilhelm Hauer hält im Verein mit anderen diese Geschichte für frei erfunden,[7] obgleich sie nicht völlig ausgeschlossen werden kann.
Unbestritten aber sind viele der Jesus zugesprochenen Attribute und Taten bereits vorchristlich belegt:
So wird der Name des ägyptischen Gottessohnes Horus verschiedentlich auch mit Iusa, „der Kommende“ oder „immer wiederkehrende (Sohn)“ wiedergegeben und selbst das Wort Krist (KRST), „der Gesalbte“, fand Anwendung auf den ägyptischen Gott.[8]
In Ägypten kündigte der Morgenstern Sirius die Geburt des „Menschensohnes“ an, in den Evangelien der „Stern im Osten“.
Ebenso wie Jesus tritt Horus erst wieder seit dem 30. Lebensjahr in Erscheinung, und zwar ebenfalls durch Dämonenaustreibungen, Krankenheilungen und durch höchst bemerkenswerte Eigenschaften, wie der Fähigkeit, über das Wasser zu laufen. Horus, der gleichsam Jesu als „der gute Hirte, „Lamm Gottes“, „Brot des Lebens“, „Menschensohn“ und „Menschenfischer“ bezeichnet wurde, hielt auch eine Bergpredigt, mit der er vor allem die „gefangenen Seelen“ ansprach und seine Anhänger hielten die Worte und Taten des „Herrn“ fest, dessen Herschaft 1000 Jahre andauern sollte. Schließlich wurde Horus sogar an ein Kreuz genagelt - natürlich auch zwischen zwei Dieben - und nach seinem Tod in ein Grab gelegt, aus dem er auferstand.[9]
Ähnliche Parallelen finden sich in Indien:
So heißt es über Buddha (ca. 6. Jahrhundert v. Chr.), daß er geboren wurde, nachdem ein himmlischer Strahl den Leib seiner - jungfräulichen - Mutter Maya befruchtete und Engel bzw. „Weise“ seiner Geburt beiwohnten.[10] Kaufleute kamen von fern herbei und brachten dem als göttlich erkannten Kind Geschenke. Als junger Mann scharte Buddha 12 Jünger um sich und predigte Wohltätigkeit.[11] So wie Jesus widerfuhr Buddha die Versuchung durch böse Mächte und über den Begründer des Buddhismus heißt es sogar, er sei über das Wasser gegangen.[12]
Auch viele der von Buddha überlieferten Worte erinnern frappierend an die Gleichnisse Jesu, etwa jenes vom Sämann, dessen Samen auf unterschiedlich gute Böden fällt oder die Prophezeiung der kommenden Bedeutung seiner Worte.[13]
Noch älter sind die Parallelen im Leben des Krischna, der von der Jungfrau Devanaki als Sohn Gottes geboren wurde, um „das Blut aller Wesen zu erneuern, und alle Seelen zu läutern, damit sie wiedererstehen.“[14]
Krischna umgab sich mit Jüngern und predigte von der Unsterblichkeit der Seele. Dabei nutzte auch er Gleichnisse, die uns später in der Bibel wieder begegnen.[15]
Einer hartnäckigen Legende zufolge soll Jesus nach dem Überleben seiner Kreuzigung auch an seine alte Wirkungsstätte zurück gekehrt sein, wo sich noch heute in Srinagar / Kaschmir das Grab Jesu unter dem Namen „Yuz Asaf“ verberge.[16]
Doch auch wenn viele der Taten Jesu von der Bibel lediglich aus vorchristlichen Religionen adaptiert wurden, ist die Existenz eines Predigers mit dem Namen Jesus durchaus vorstellbar - wenn auch nicht in der Gestalt, in der er heute zumeist dargestellt wird.
War Jesus Jude?
Wie sah Jesus eigentlich aus? Viele frühe Bildnisse, die Jesus als typischen (Nord-) Europäer darstellen, entfalten keine Beweiskraft, da sie zumeist der Herkunft des Bildners geschuldet sind. Dieser Vorgang wird Inkulturation genannt: Danach nehmen verschiedene Völker Jesus Christus auf dem Hintergrund ihrer eigenen Kultur auf; Europäer sehen Jesus als Weißen an, betten ihn und seine Zeit in die Vorstellungen der eigenen Kultur so wie es in Afrika Darstellungen eines schwarzen Jesus gibt.
Die Bibel-Evangelien enthalten sich seltsamerweise einer Beschreibung des Messias.
So wird heute vor allem durch die Medien ein Bild von Jesus inszeniert, das ihn als kleingewachsenen, dunkelhäutigen und –äugigen Semiten zeigt – ein Menschentyp, wie er damals in Palästina gelebt hätte. Interessant an dieser Auslegung ist, daß genau dieselben „Forscher“ immer dann eifrig darum bemüht sind, die Existenz homogener Ethnien zu negieren, wenn es um Europa und insbesondere um Germanien geht. Demnach seien die Germanen nicht einmal ethnisch einheitlich gewesen, obgleich genau dies etwa Tacitus als Augenzeuge behauptet hatte. Im Gegenzug wird dann für eine Gegend, die nachweislich über Jahrtausende von verschiedensten Völkern und Stämmen besiedelt wurde, genau dies behauptet: Nämlich daß hier ausschließlich ein Menschentyp gelebt hätte, der semitische Mensch, zu denen dann auch Jesus gerechnet wird.
Dies zeigt, daß es der Forschung und medialen Darstellung keineswegs um Objektivität in dieser Frage geht, sondern um die Manifestation eines vorgegebenen Bildes.
Tatsächlich existieren aber einige wenige Quellen, die Hinweise auf das tatsächliche Aussehen Jesu liefern:
So liefert Johannes in der Offenbarung (I, 12-16) ein Bild des wiederauferstandenen Jesus, das durchaus Rückschlüsse zulässt:
12 Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter, / 13 und inmitten der Leuchter einen, gleich einem Menschensohn, bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand, und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel, /14 sein Haupt aber und die Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme, /15 und seine Füße gleich glänzendem Erz, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser, /16 und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert hervor, und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft.
Heutige Interpretatoren ziehen zwar den Wert dieser Beschreibung in Zweifel indem sie auf die Füße „gleich glänzendem Erz“ verweisen, was deutlich fiktionale Züge trage. Tatsächlich aber kann dies durchaus als bräunlicher Ton verstanden werden, während die Haare weissblond gewesen wären.
In einem an den römischen Senat adressierten Brief des Publius Lentulus, der in den „Taten des erleuchteten Augustus“ als Konsul erwähnt wird, findet sich ebenfalls eine Beschreibung von Jesus, der blaue Augen und – je nach Übersetzung – auch helle haare besessen haben soll.
Die Authentizität dieses Briefes wird angezweifelt, da der Verfasser sich als Vorgänger von Pontius Pilatus als Statthalter in Judäa ausgibt, obgleich ein solcher unter diesem Namen nicht bekannt ist.
Darüber hinaus enthält ein vorgeblicher Bericht des Statthalters von Judäa, Pontius Pilatus,an den Kaiser Tiberius aus dem Jahr 32 eine ausführliche Beschreibung:
Eines Tages beobachtete ich in einer Gruppe von Menschen einen jungen Mann, der, an einen Baum gelehnt, in aller Ruhe zu der Menschenmenge sprach. Es wurde mir gesagt, dass es Jesus sei. Dies hatte ich leicht vermuten können, so groß war der Unterschied zwischen ihm und denen, die ihm zuhörten. Sein goldenes Haar und Bart gaben seiner Erscheinung ein himmlisches Aussehen. Er schien etwa 30 Jahre alt zu sein. Nie zuvor hatte ich ein lieblicheres oder heiter-klares Antlitz gesehen. Was für ein Gegensatz zwischen ihm und seinen Zuhörern, mit ihren schwarzen Bärten und lohfarbenen Gesichtshaut.
Das Original dieses Briefes wird in der Vatikanischen Bibliothek zu Rom aufbewahrt. Kopien davon können in der Congressional Library (Kongreß-Bibliothek) in Washington D. C. eingesehen werden.
Allerdings gilt dieser Brief so wie weitere Pilatus-Briefe als Fälschung aus dem 2. Jahrhundert, durch die Pilatus vom Vorwurf des Christusmord reingewaschen werden solle. Über diesen Pilatus-Brief an Tiberius berichtete allerdings bereits der Autor Tertullian (Apologeticum 5,2; 21,24) etwa im Jahr 197. (Wolfgang Speyer: Neue Pilatus-Apokryphen, in: vigiliae Christianae 32/1978, S. 53). In späteren Zitierungen wird als Adressat statt Tiberius Claudius genannt, wobei keiner der Rezipienten Zweifel an der Echtheit des Briefes selbst aufkommen lässt.. (S. 54) Abgesehen von einer generellen Unglaubwürdigkeit, wird kein eindeutiger Beweis für eine Fälschung aufgeführt.
Unabhängig davon, ob er nun von Pilatus stammt, wird aber deutlich, daß es noch im 2. Jahrhundert nicht unüblich gewesen sein kann, daß ein blonder Mann in Palästina lebte – denn anderenfalls wäre ja die Fälschung bereits aus diesem Grund abgelehnt worden. Das bedeutet, Jesus als blonden Mann darzustellen, war bereits in dieser Zeit – dem 2. Jahrhundert – nicht abwegig!
Damit ist die Annahme nicht abwegig, daß Jesus ein Nachfahre der nach Galiläa, dem auch als „Heidengau“ bekannten Landstrich in Israel – eingewanderten Nordvölker der Philister (bzw. Seevölker) oder Kelten (seit dem 3. Jahrhundert v. Chr.) war. In Frage käme auch die bereits erwähnte Abstammung von einem aus Nordeuropa stammenden römischen Legionär, von denen einige in Judäa Dienst versahen.
Spätestens das für das damalige Judäa seltsame Verhalten Jesu spricht deutlich dagegen, daß Jesus Jude war:
Insbesondere sein Verhältnis zu Maria Magdalena - einige Forscher sprechen gar davon, beide seien verheiratet gewesen - sind für einen jüdischen Rabbi unüblich. Nicht die Ehe an sich, sondern das von Jesus propagierte Frauenbild, ihre, freilich umstrittene, Aufnahme in den engsten Kreis, entsprechen weniger dem frauenfeindlichen Bild der jüdischen Lehre, denn indogermanischem Geist.
Die weibliche Gleichberechtigung rief jedenfalls „bei den orthodoxen Rabbinern und im gläubigen Volk Mißbilligung, zum Teil sogar heftigen Widerstand hervor.“[17]
Ähnlich verhält es sich mit seiner Ablehnung der alten jüdischen Traditionen des „Auge um Auge“ und seiner deutlichen Kritik an der jüdischen Priesterschaft, die einem damaligen Juden wohl kaum in den Sinn gekommen wäre.
Mehr über Jesus und die vorchristlichen Ursprünge in
D. Krüger: Der unbesiegte Sonnengott
[1] Flavius Josephus XVIII 3/3
[2] Siehe Hauer (1939), S. 8; vgl. auch Drews (1928), S. 9, der betont, daß ein Jude schwerlich Jesus als Messias anerkannt hätte; auffällig zudem ist, daß der Chronist Origenes (vor 250 u.zt.) ausdrücklich bezeugt, Josephus habe Jesus nicht für den Christus bzw. Messias gehalten, erst mit Eusebius (um 300) ist die Josephus-Überlieferung bekannt geworden; ebenda.
[3] Flavius Josephus XX, 91; vgl. Hauer (1939) S. 8
[4] Auch wenn etwa Drews sie auf der ersten aufgebaut wissen möchte; Drews (1928), S. 9
[5] Tacitus Annales XV, 44; vgl. Vogel / Kügerl (2012), S. 20 f.
[6] Sueton Vita Claudii Cap. 25; vgl. Vogel / Kügerl (2012), S. 21; auffällig hier ist jedoch seine Nennung für einen Zeitraum um 45 - eine Zeit, da christus angeblich schon tot war. Baigent (2006), S. 22,, schließt aus dieser Quelle darauf, daß Jesus die Kreuzigung überlebt hat bzw. jemand anderes an seiner Stelle gekreuzigt wurde, wie es auch im Islam überliefert ist.
[7] Hier wird Jesus mit dem Zusatz „Ben Pandera“ - Sohn des Pantera bezeichnet. Panthera wäre demzufolge ein römischer Legionär der israelischen Besatzung gewesen, späteren Interpreten zufolge sogar ein germanischer.
[8] Harpur (2005), S. 106 / 108
[9] Nach Harpur (2005), S. 108 f.
[10] Siehe Murdock (2013), S. 3 f.; daher die christliche Gottesmutter „Maria“.
[11] Vgl. Harpur (2005), S. 48
[12] Siehe Murdock (2013), S. 4 f., der auch darauf hinweist, daß das über das Wasser gehen noch ältere Wurzeln im indoarischen Mahabharata hat.
[13] Siehe Harpur (2005), S. 49 ff.
[14] Plange (1906), S. 144
[15] Siehe dazu Plange (1906), S. 166 ff.
[16] Bei diesem Grab dürfte es sich jedoch um das des mythischen indoarischen Bodhisattva handeln; vgl. armin-risi.ch/Artikel/Theologie/Ging_Jesus_nach_Indien.html.
[17] Arminger (2010), S. 79
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