Trojaburg
 
 

Wie ich das versunkene Atlantis fand - die Quelle aller menschlichen Zivilisation

von Dr. Paul Schliemann
(Übersetzt nach „New York American“, 20. Oktober 1912)

Dr. Paul Schliemann, Enkel des legendären Dr. Heinrich Schliemann, des Entdeckers Trojas und einer der bekanntesten Archäologen der Welt, präsentiert eine der bemerkenswertesten und faszinierendsten Entdeckungen, die je veröffentlicht wurde !

Dieser 1912 erschienene Artikel sorgte nur kurz für Aufsehen - schnell versank das Thema unter den Schlagzeilen des heraufziehenden europäischen Krieges. Ein Grund für die Nichtbeachtung dieses auf den ersten Blick bemerkenswerten Artikels lieferte aber auch sein Verfasser - Dr. Paul Schliemann. Denn eigentlich existierte er gar nicht. Keinem Familienmitglied des Schliemann-Clans war zumindest ein solcher Enkel bekannt. Also nur eine Zeitungsente des „New York American“? Vielleicht. Es gibt aber noch zwei andere Alternativen: Vereinzelt wurde spekuliert, hinter Dr. Paul Schliemann stecke Heinrichs Sohn Agamemnon Schliemann, der kinderlos blieb. Dieser war 1902 von Griechenland für ein Jahr in die USA gekommen  und wurde 1914 griechischer Botschafter in den USA. Agamemnon hatte - anders als der Verfasser dieses Artikels, der von sich behauptet in Rußland, Deutschland und dem Orient studiert zu haben - in Frankreich und Deutschland studiert und auch promoviert Die Verfassung eines Artikels unter anderem Namen zwei Jahre bevor er zum Botschafter ernannt wurde, mutet trotz der Übereinstimmungen im Lebenslauf unwahrscheinlich an.
Die Überlieferung des Atlantis-Forschers Egerton Sykes jedenfalls, demzufolge er einen noch lebenden Freund habe, der Paul Schliemann persönlich kannte und der glaubt, daß er sich eher des Namens Paul bediente als daß er sich Agamemnon nannte, solange er in den Staaten war, ist wenig überzeugend. Ebensowenig die Behauptung, daß Paul Schliemann im Ersten Weltkrieg bei der deutschen Armee gestorben sei, nachdem er einige Zeit zuvor mit seiner Yacht aus dem Hafen von New York aufbrach - etwa eine Woche nach Veröffentlichung seines Artikels.
Der Studienort Rußland weist aber noch auf eine andere Möglichkeit: Er könnte der Enkel von Schliemanns erster Frau Katharina gewesen sein, zu der Heinrich jeglichen Kontakt abbrach. Ob deren Kinder Sergej, Nadeschda oder Natalja aber einen Sohn namens Paul hatten, kann heute nicht mehr festgestellt werden. So bleibt trotz der vielen nachweislichen Fehler, die der Atikel enthält, die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß sich Heinrich Schliemann tatsächlich mit Atlantis befaßt haben könnte.

Heinrich Schliemann am Löwentor in Mykene
Eulenkopf-Vase aus Mykene
Objekte aus Atlantis?

Wenige Tage bevor mein Großvater, Dr. Heinrich Schliemann, der wahre Entdecker der großen mykenischen Zivilisation deren Geschichte in den Büchern Homers bewahrt wurde, 1890 in Neapel starb, hinterließ er in der Obhut seines besten Freundes einen versiegelten Umschlag. Dieser Umschlag trug die folgende Aufschrift: „Dies darf nur von einem Familienmitglied geöffnet werden, das feierlich schwört, sein Leben den hier skizzierten Forschungen zu weihen.“
Eine Stunde bevor mein Großvater starb, bat er um ein Stück Papier und einen Bleistift. Mit zitternder Hand schrieb er: „Geheimer Zusatz zu dem versiegelten Umschlag: Zerbrich die eulenköpfige Vase. Beachte den Inhalt. Er betrifft Atlantis. Grabe im Osten der Tempelruinen von Sais und auf dem Gräberfeld in Chakunathal. Wichtig. (Duw irst Beweise für die Richtigkeit meiner Theorie finden) Die Nacht naht. Lebewohl.“

Er verschloß dies in einem Umschlag und beauftragte seine Pflegerin, diesen Brief dem Freund zu bringen, der schon den anderen Umschlag aufbewahrte. Dies geschah.
Obgleich jederman neugierig war, was die mysteriösen Dokumente enthielten, wagte es weder eines der Kinder noch einer der Freunde die Siegel zu brechen. Niemand wollte sein Leben einer Sache widmen, von der er solange nichts wissen konnte, bis es zu spät zur Aufgabe war. Die Briefe wurden in einer französischen Bank deponiert.
Nachdem ich einige Zeit in Rußland, Deutschland und dem Orient studiert hatte, entschloß ich mich die Arbeit meines berühmten Großvaters aufzugreifen. Ich war davon überzeugt, daß das, was er als so bedeutend erachtet hatte um es zu bewahren, sicherlich Wert genug hätte, um ihm auch sein eigenes Leben zu widmen. Im Jahr 1906 schwörte ich den Eid und brach die Siegel. Darin befanden sich eine Reihe von Dokumenten und Photographien. Das erste Blatt besagte:  
„Wer auch immer das öffnet, muß schwören die Arbeit zu Ende zu führen, die ich unbeendet lassen mußte. Ich bin zu der Schlußfolgerung gekommen, daß Atlantis nicht nur ein großes Territorium zwischen Amerika und den Westküsten Afrikas und Europas war, sondern die Wiege unserer gesamten Kultur.
Unter den Wissenschaftlern ist über diese Frage eine lange Kontroverse geführt worden. Der einen Gruppe zufolge handelt es sich bei Atlantis lediglich um eine reine Fiktion, die auf einer fragmentarischen Aufzeichnung eines Deluge einige Tausend Jahre vor der christlichen Äre ruht. Andere erklären die Überlieferung dagegen zur historischen Wahrheit, ohne aber einen letztendlichen Beweis dafür erbringen zu können.
In dem beigefügten Material sind Urkunden, Notizen und Ausarbeitungen zu finden, und alle jene Beweise, die meiner Meinung nach in Frage kommen.
Wer auch immer diese Forschungen weiterführt, ist feierlich verpflichtet, meine Forschungen fortzusetzen und möglichst zu einem endgültigen Ergebnis zu kommen, wobei er erstens die Tatsachen verwenden kann, die ich ihm in die Hände gebe, und zweitens nicht verschweigen darf, daß sie auf meinen Entdeckungen fußen.
In der Bank von Frankreich ist ein besonderes Konto angelegt, das dem Überbringer der beigefügten Quittung zur Verfügung stehen wird, die Summe dürfte zur Bestreitung der Forschungskosten ausreichen. Der Allmächtige möge diese wichtige Arbeit beschirmen.“

 Heinrich Schliemann

Ich kann auf diesem beschränkten Raum nicht den Inhalt aller Papiere wiedergeben und beabsichtige dies auch gar nicht. Doch eines der aus Sicht des Verfassers interessantesten Dokumente verrät:
„Als ich im Jahr 1873 die Ausgrabungen der Ruinen Trojas bei Hissarlik durchführte und in der zweiten Schicht den berühmten ‚Schatz des Priamus‘ entdeckte, fand ich unter diesen Schätzen eine eigentümlich aussehende Bronzevase von ziemlicher Größe. Es befanden sich darin einige Tonscherben, verschiedene kleine Arbeiten aus einem eigenartigen Metall, Münzen aus demselben Material und Gegenstände aus versteinerten Knochen. Einige dieser Gegenstände und die Bronzevase trugen eine Inschrift in phönizischen Hieroglyphen. Diese Inschrift lautete: ‚Vom König Chronos von Atlantis.‘“
Der Leser dürfte meine Aufregung nachvollziehen können, hatte ich damit doch den ersten, den ersten materiellen Beweis für die Existenz des Kontinentes vorliegen, dessen Legenden seit Dekaden um die Welt geistern. Dieses Material hielt ich geheim und wollte es zur Basis meiner Forschungen machen, die ich für unendlich bedeutsamer halte, als die Ausgrabungen von Hundert Trojas. Ich mußte aber zunächst das Werk vollenden, zu dem ich mich verpflichtet hatte und tat dies um so eifriger, weil ich bestimmt noch andere Objekte zu finden hoffte, die direkt auf den verlorenen Kontinent Bezug haben würden. Und ich wurde belohnt für meinen Glauben, wie aus folgendem, mit B bezeichnetem Dokument zu ersehen ist.  
„Im Jahre 1883 fand ich im Louvre eine Sammlung von Gegenständen, die in Tihuanaku in Zentralamerika ausgegraben worden waren. Und unter diesen fand ich Tonscherben von  genau derselben Form und aus demselben Material und auch Gegenstände aus versteinerten Knochen, die Strich für Strich das Abbild der Gegenstände waren, die ich in der Bronzevase beim „Schatz des Priamus“ gefunden hatte. Die Ähnlichkeit konnte kein Zufall sein, dafür waren Formen und Ornamentik zu aufwendig. Es liegt außerhalb jeder Zufallsmöglichkeit, daß zwei Künstler in soweit voneinander  entfernten Ländern, wie es Zentralamerika und Kreta sind, um zwei Vasen - ich beschränke mich auf ein Artefakt - von genau gleicher Form herzustellen, die zudem noch die gleiche Größe sowie die gleichen eulenköpfigen Verzierungen aufwiesen.  
Die Vasen aus Zentrealermika trugen keinen phönizischen Charkater noch irgendwelche Inschriften.
Ich beeilte mich, meine eigenen Stücke nochmal zu überprüfen und durch Versuche und eingehende Forschungen überzeugte ich mich, daß die Inschriften von fremder Hand herrührten und zu einem späteren Zeitpunkt als die Gegenstände selbst entstanden waren.
Ich verschaffte mir einige ähnliche Stücke aus Tihuanaku und unterzog sie chemischen und mikroskopischen Untersuchungen. Diese Versuche zeigten eindeutig, daß beide Vasen, sowohl die aus Zentralamerika, wie die aus Troja, aus dem gleichen, eigenartigen Ton hergestellt waren, und ich stellte später mit aller Bestimmtheit fest, daß dieser Ton weder im alten Phönizien noch in Zentralamerika vorkommt.
Was folgt daraus? Daß sie von einem gemeinsamen Ursprungsort her an diese Fundorte gelangten. Die Inschrift auf meinen Gegenständen ergab den Ursprungsort: Atlantis!
„Daß die Gegenstände in großer Verehrung gehalten worden waren, beweist ihr Unterbringungsort im ‚Schatz des Priamus‘ und das besondere Gefäß, in dem sie aufbewahrt wurden. Ihr Wesen läßt keinen Zweifel darüber, daß sie Gegenstände heiliger Zeremonien waren, und zwar im gleichen Tempel. Handelte es sich vielleicht um Reliquien eines Gottesdienstes, wie man ihn auf Atlantis abhielt und der dann von diesem großen Land aus in diesen weitentfernten Kolonien und Ländern, wie es das einstige Kreta und Mittellamerika waren, Verbreitung gefunden hatte? Wurden solche gottesdienstlichen Gegenstände vom Mutterland aus versandt, wie heute die Römische Kirche Bibelübersetzungen verbreitet, oder wie Isisstatuen und Altarzubehör von den Ägyptern in ihre Kolonien versandt wurden?
Diese außerordentliche Entdeckung und meine immer schwächer werdende Gesundheit veranlaßten mich, meine Nachforschungen energischer fortzusetzen. Ich fand im St. Petersburger Museum eine uralte Papyrusrolle. Sie datiert aus der Regierungszeit des Pharao Sent aus der II. Dynastie, 4571 vor Christus. Sie enthält eine Beschreibung, wie dieser Pharao eine Expedition „nach Westen aussandte, um Spuren des Landes Atlantis“ zu finden, von wo vor 3350 Jahren die Vorfahren der Ägypter, alle Weisheit ihres Mutterlandes mitbringend, einwanderten.
Die Expedition kehrte nach fünf Jahren mit der Meldung zurück, sie habe weder ein Volk noch Hiterlassenschaften gefunden, die Aufschluß über das verschwundene Land zu geben imstande wären. Eine andere Papyrusrolle im gleichen Museum, von Manetho, dem ägyptischen Historiker verfaßt, bezeichnet eine ‚Periode von 13 900 Jahren‘ als Regierungszeit der Weisen von Atlantis. Der Papyrus setzt diese Periode auf den Beginn der ägyptischen Geschichte an, die damit also auf annähernd 16 000 Jahre zurück geht....
Eine Inschrift, die ich am Löwentor von Mykenä ausgrub, berichtet, daß Misor, von dem, wie die Inschrift lautet, die Ägypter abstammten, der Sohn des Taaut oder Thot, des ägyptischen Gottes war, und Taaut wiederum der ausgewanderte Sohn eines atlantischen Priesters, der sich in eine Tochter des Königs Chronos verliebte, deshalb flüchten mußte und nach langen Irrwanderungen in Ägypten landete. Er baute den ersten Tempel zu Sais und lehrte dort die Weisheit seines Mutterlandes. Diese Inschrift ist höchst wichtig und ich habe sie geheimgehalten. Du wirst sie unter den Papieren, mit D bezeichnet, finden“ (so Heinrich Schliemann in einem der hinterlegten Texte).
Ich kann hier von der Riesenfülle der Beweisstücke nur einen kleinen Teil wiedergeben, alles greifbare Beweise für diesen Kontinent Atlantis, die mein Großvater gesammelt hat. Ich will aber noch die Schlußsätze eines wichtigen Dokumentes wiedergeben:
„Eine Tafel, sie stammt aus meinen trojanischen Ausgrabungen, enthält eine medizinische Abhandlung von ägyptischen Priestern -  es bestand ja jahrhundertelang eine Verbindung zwischen Kreta und Ägypten - über die Beseitigung des grauen Stars und von Eingeweidegeschwülsten durch chirurgische Eingriffe. Ganz ähnliche Rezepte habe ich in einem spanischen Manuskript in Berlin gefunden, dessen Verfasser sie von einem aztekischen Priester in Mexiko bekam. Dieser Priester hatte sie wiederum einem alten Maja-Manuskript entnommen. Ich muß also zu dem Schluß kommen, daß weder die Ägypter noch die Maya, die - vor den Azteken - die Zivilisation Mittelamerikas schufen, große Seefahrer waren. Sie besaßen keine Schiffe zur Durchkreuzung des Atlantik, noch dürften sie das je vollbracht haben. Auch die Phönizier können wir als Mittler zwischen beiden Hemisphären ausschließen.
Aber die Ähnlichkeit zwischen ägyptischer und Mayakultur ist doch so vollständig, daß man sie unmöglich für einen Zufall halten kann. Denn Zufälle gibt es nicht, weder in der Natur noch in der Geschichte. Die einzige Möglichkeit ist eben, daß es, wie die Legende berichtet, einst einen großen Kontinent gab, der das, was wir jetzt die Neue Welt nennen, mit dem, was eben als Alte Welt bezeichnet wird, verband. Vielleicht waren Europa und Amerika zu jener Zeit von Ungeheuern bewohnt. Und in Afrika lebte vielleicht eine affenartige Negerrasse. Menschen in unserem Sinne bevölkerten die Kontinente noch nicht. Aber es gab da ein Land, das eine ebenso hohe Kultur besaß, wie wir sie jetzt kennen, vielleicht war sie sogar noch höher. Jenseits der Grenzen dehnte sich Wildnis. Das war Atlantis. Und von Atlantis aus wurden in Ägypten und Zentralamerika Kolonien gegründet.“
 
Ich wurde mir darüber klar, daß ich trotz des mir von meinem Großvater hinterlassenem bemerkenswerten Beweismaterial, das größer war, als sich je einer zu träumen erhofft hatte, einem ernsten Problem gegenüberstand.
Doch es gab noch andere Notizen und Hinweise auf wichtige Beweise, die in einem geheimen Safe in Paris aufbewahrt sein sollten, und daneben bestand der strikte Befehl, die Sache geheim zu halten, bis ich meines Großvaters Instruktionen restlos erfüllt und seine Nachforschungen abgeschlossen hätte.

Sechs Jahre lang habe ich unermüdlich in Ägypten, Zentral- und Südamerika und in den archäologischen Museen der ganzen Welt gearbeitet. Ich habe Atlantis entdeckt. Ich habe die Existenz dieses Großreichs und die Tatsache bestätigt gefunden, daß ohne Zweifel von hier aus jegliche Zivilisation in historischen Zeiten ihren Ursprung nahm. Solange meine Forschungen andauerten, habe ich mich grundsätzlich so in die Einsamkeit zurück gezogen, daß mich keine Zeitungen erreichten, keine Neugier der Welt bei diesem wichtigen Werk stören konnte. bis mein Buch beendet ist, halte ich durch. Aus diesem Grund habe ich auch bis heute vermieden, irgend etwas über die hier vorgebrachten Tatsachen durch die Presse zu verbreiten oder mit irgendwelchen wissenschaftlichen Institutionen in Fühlung zu treten. Ich bin Einzelgänger und will mein Werk so vollenden, wie es mir behagt. Trotzdem bin ich der Aufforderung dieser Zeitung gefolgt, das Geheimnis meines berühmten Großvaters zu lüften und mich über einige der von mir entdeckten Tatsachen zu äußern, auch darüber, warum ich der Entdecker von Atlantis zu sein beanspruche.
Ich beschreibe nun was geschah, nachdem ich Heinrich Schliemanns Dokumente gelesen hatte:
Ich machte mich zuerst auf die Suche nach der in Paris geheim aufbewahrten Sammlung. Die eulenköpfige Vase war etwas einzigartiges von anscheinend außerordentlich alter Herkunft, und auf ihr las ich die Inschrift in phönizischen Buchstaben „Vom König Chronos von Atlantis“
Ich zögerte Tage lang die Vase zu zerbrechen, denn so überlegte ich mir, der letzte Brief meines Großvaters könnte am Ende in einer beim Nahen des Todes verständlichen geistigen Schwäche geschrieben sein. Ich konnte nicht einsehen, warum sie zerbrochen werden mußte. Mag sein, daß er ähnliche Vasen in Hissarlik gefunden und zerbrochen hatte. Vielleicht hatte er diese letzte Vase  gerettet in dem Gefühl, sie als absolutes Beweismittel dem, der sein Werk fortsetzte, übergeben zu müssen. Ich zögere das niederzuschreiben, da es wie ein schlechter Roman klingt. Und doch ist es eine unumstößliche Tatsache. So zerbrach ich endlich die Vase. Ich war keineswegs überrascht, als aus dem Boden der Vase eine viereckige, weiße, silberartige Metallscheibe herausfiel, auf die fremdartige Figuren und Zeichen eingraviert waren, die keinen jemals gesehenen Hieroglyphen oder Schriftzügen glichen. Sie befanden sich auf der Kopfseite der Münze oder Medaille. Auf der Rückseite war in altphönizischer Schrift eingeritzt: „Angefertigt im Tempel der durchsichtigen Wände“.
Wie kam das Metallstück in die Vase? Ich weiß es nicht. Der Hals war zu schmal, um es von oben hinein zu bringen. Aber nun war es darin und lag eingebettet in den tönernen Boden, was mein Großvater offensichtlich gewußt hatte. Wenn die Vase aus Atlantis stammte, mußte auch die Münze von dorther kommen. Meine Nachforschungen ergaben nun, daß die phönizischen Buchstaben erst später, also nach Einstempelung der Figuren auf der Vorderseite der Metallscheibe, eingeritzt worden waren. Wie dies geschah, ist mir bis jetzt ein Rätsel. Aber es ist offensichtlich.
Außerdem fand ich in der Sammlung noch die anderen wichtigen Stücke, die nach Angaben meines Großvaters ebenfalls aus Atlantis stammen sollten. Darunter war ein Ring aus dem gleichen merkwürdigen Metall wie die Münzen oder Medaillen. Dann war da ein seltsam aussehender Elefant aus versteinerten Knochen sowie eine ausgesprochen altertümliche Vase und noch andere Gegenstände, die ich jetzt nicht erwähnen kann. Auch eine Kartenskizze zählte zum Inhalt, an Hand derer der ägyptische Hauptmann Atlantis gesucht hatte. Über die anderen Gegenstände zu sprechen, möchte ich mir für mein umfangreiches Werk vorbehalten - zudem darf ich ja auch den Anweisungen meines Großvaters zufolge erst darüber berichten, wenn die Arbeit beendet ist. Es darf genügen, wenn ich sage, daß kein Wissenschaftler sie mir streitig machen kann.
Während also die Eulenvase, die altertümliche Vase, die Bronzevase und der Ring die phönizische Inschrift trugen, fehlte sie bei dem Elefanten und den Münzen.
Mein Großvater hatte geschrieben, ich solle meine Aufmerksamkeit zunächst auf die Ruinen des Tempels von Sais und auf das Chacuna-Tal und Amerika lenken. So reiste ich zunächst nach Ägypten und begann mit Ausgrabungen rings um die Ruinen von Sais. Lange arbeitete ich vergeblich. Ich fand zwar interessante alte Stücke von kultischer und astronomischer Bedeutung, aber keine Spur von dem, was ich suchte. Doch eines Tages lernte ich einen ägyptischen Jäger kennen, der mir eine Sammlung alter Münzen zeigte, die er in einem Sarkophag aus einem Grab in der Nähe gefunden hatte. Man mag mein Erstaunen nachvollziehen, als ich in dieser Sammlung zwei Münzen von derselben Art und Größe entdeckte, wie die weiße Münze aus der trojanischen Vase!
Die Figuren waren in den Einzelheiten nicht genau so ausgearbeitet, und die Inschrift fehlte, aber sie waren zweifellos von gleicher Herkunft wie die meine. Ich kaufte sie dem Jäger ab und durchsuchte den Sarkophag. Es zeigte sich, daß es die letzte Ruhestätte eines Pristers der 1. Dynastie war! Ein uralter also! Aber er enthielt sonst nichts, was für mich von Interesse gewesen wäre.
Doch war das nicht ein immenser Fortschritt? Hier war die Münze aus der Troja-Vase, die, wenn mein Großvater Recht hatte, aus Atlantis stammte. Und nun gab es noch zwei weitere Münzen der gleichen Art aus einem Priestersarkophag der 1. Dynastie vom Tempel zu Sais, ausgerechnet jenem Tempel,  in dem die Berichte über Atlantis aufbewahrt und von dessen Priestern sie dem  Solon mitgeteilt wurden, jenem Tempel, der von einem Sohne Atlantis erbaut worden war, der mit einer Tochter des Chronos geflohen war. Des Königs, dessen Name auf der Vase von Hissarlik, welche die Münze enthielt, stand. Wie sollte man diese wunderbaren Zusammenhänge erklären?

Zu meiner Unterstützung wandte ich mich an zwei berühmte französische Forscher und wir durchsuchten die Westküste von Afrika an den von meinem Großvater bezeichneten Punkten wo, wie er annahm, direkte Zusammenhänge mit Atlantis bestanden hätten. Wir fanden die ganze Küste mit vulkanischen Auswurfsmassen bedeckt. Erst in einiger Entfernung von der Küste waren solche Erscheinungen nicht mehr festzustellen. Viele Meilen weit sah es so aus, als ob durch die vulkanische Tätigkeit Land von der Küste abgerissen worden wäre. Hier fand ich einen Gegenstand von unschätzbarem Werte für meine Forschungen: Einen Rinderkopf aus demselben Metall, wie der Ring und die Münzen. Er lag eingebettet in einer Kruste vulkanischer Asche hohen Alters. Die chemische Analyse ergab genau die gleiche seltsame Legierung, die ich bereits beschrieben habe. Die Gesamtergebnisse dieser Nachforschungen kann ich hier nicht wiedergeben; sie waren aber von ungeheurer Wichtigkeit und können jederzeit von anderen bestätigt werden.
Ich ging nach Paris und suchte den Eigentümer der mittelamerikanischen Sammlung auf, die mein Großvater erwähnt hatte.
Er war einverstanden, daß ich seine eulenköpfige Vase für meine Forschungszwecke aufbrach. Das geschah - heraus fiel eine Münze von genau derselben Größe und demselben Material wie die drei anderen, die ich schon besaß!
Der einzige Unterschied bestand in der Aordnung der Hieroglyphen.
Damit hatte ich nun fünf Glieder einer Kette in Händen: Die Münzen in der geheimen Sammlung meines Großvaters, die Münze in der Atlantis-Vase, die Münzen im ägyptischen Sarkophag, die Münze in derVase aus Mittelamerika und den Rinderkopf von der marokkanischen Küste.
Ich fuhr sofort nach Mittelamerika, nach Mexiko und nach Peru. Ich habe Gräberfelder untersucht und in Städten nachgegraben. Das Gäberfeld der alten Chimus im Chacuna-Tal lieferte mir wieder nach anderer Richtung hin außerordentliches Material. Ich muß gestehen, daß ich, obwohl mir noch weitere Bruchstücke von eulenköpfigen Vasen in die Hände kamen, keine Münzen mehr fand. Aber was ich fand, war genauso wertvoll:
Nämlich Inschriften, die, wenn ich sie publizierte, die Welt in Staunen setzen würden.
Und in der Pyramide von Teotihuacan fand ich Münzen von derselben Legierung, aber mit anderer Beschriftung.
Ich habe einige Anhaltspunkte dafür, daß diese seltsamen Münzen  vor 40 000 Jahren in Atlantis als Geld Verwendung fanden. Diese Annahme stützt sich nicht nur auf eigene Forschungen, sondern auch auf gewisse Untersuchungen meines Großvaters, von denen ich noch nicht gesprochen habe. Der „Tempel der durchsichtigen Wände“ war eine Staatsschatzkammer des untergegangenen Kontinentes.
Da die Atlanter und später die Ägypter, die Maya und die Chimos unter Priesterherrschaft standen, war es natürlich, daß ein Tempel Mittelpunkt und Grundlage ihres sozialen und politischen Lebens bildete und zugleich auch den Ausgangspunkt für Künste, Wissenschaften, Erziehung und Religion. Unter den in meinem Buch behandelten Tatsachen finden sich genaue Hinweise auf die „Stadt der goldenen Tore“, wie sie genannt wurde.
Dieser atlantische „Tempel der durchsichtigen Wände“ war wohl ein öffentlicher Platz. Alle heiligen Zeremonien waren dem Volk zugänglich. Hatte das Wort „durchsichtig“ symbolische Bedeutung oder besaß der Bau tatsächlich durchsichtige bzw. gläserne Wände? Ich weiß es nicht. Doch glaube ich beweisen zu können, daß die Phönizier ihre Kenntnis der Glasherstellung dem Volke, das jenseits der Herkules-Säulen lebte, verdanken. Es muß unbedingt noch gesagt werden, daß das Land, in dem diese alten Münzen den Gegenwert für Arbeit bedeuteten, ein besseres Währungssystem besaß, als wir heute.  
Angesichts des Platzmangels übergehe ich die Hieroglyphen und anderen Beweisstücke, die ich fand und die beweisen, daß die Kulturen Ägyptens, Mykenes, Mittel- und Südamerikas sowie die Mittelmeerkulturen einen gemeinsamen Ursprung hatten; dies jedenfalls ist unbestreitbar.

Ich komme jetzt zur Übersetzung eines Maya-Manuskriptes, einem Stück aus der bekannten Sammlung Le Plongeons, dem Troano-Manuskript. Es kann im Britischen Museum eingesehen werden.
Die Übertragung lautet:
“Im 6. Jahre Kau, am 11. Muluk im Monat Zac, fanden schrecklich gehobene Erdbeben statt, die ohne Unterbrechung bis zum 13. Chuen andauerten, das Land von Mu war das Opfer; es wurde zwei mal emporgehoben, und plötzlich war es über Nacht verschwunden: das Meer wurde fortwährend durch vulkanische Gewalten aufgewühlt. (…) Unfähig, den gewaltigen Zuckungen gegenüber stand zu halten, versanken sie mit ihren 64 Millionen Einwohnern 8060 Jahre vor der Abfassung dieses Buches.“
Unter den Urkunden des uralten buddhistischen Tempels in Lhasa befindet sich ein altes chaldäisches Manuskript aus der Zeit um 2000 v. Chr., in dem es heißt:
„Als der Stern Bal fiel auf den Platz, wo jetzt nur See und Himmel sind, da bebten die sieben Städte mit den Goldenen Toren, und ihr transparenter Tempel bebte und schüttelte sich wie die Blätter eines Baumes im Sturm. Und siehe da, eine Flut von Rauch und Feuer stieg von den Palästen auf. Angst und Schreie der Menge füllten die Luft. Sie suchten Zuflucht in ihren Tempeln und Städten. Und der Weise Mu, der Priester von Ra-Mu, stand auf und sprach zu ihnen: ‘Sagte ich das nicht alles voraus?’ Und die Frauen und Männer mit ihren kostbaren Edelsteinen und glänzenden Gewändern lamentierten: ‘Mu, rette uns!’ Und Mu erwiederte: ‘Ihr werdet sterben zusammen mit euren Sklaven und euren Reichtümern, und aus eurer Asche werden neue Nationen entstehen. Wenn sie vergessen, daß sie überlegen sind, nicht wegen dem , was sie an sich hängen, sondern wegen dem, was sie von sich geben, so wird das gleiche Los sie befallen.’ Flammen und Rauch erstickten die Worte des Mu. Das Land und die Bewohner wurden in Stücke gerissen und in wenigen Monaten von den Tiefen verschluckt.”

Was bedeuten diese Berichte -  der eine aus Tibet, der andere aus Mittelamerika - die sich beide auf das Land Mu beziehen? Wenn ich alle mir bekannten Tatsachen aufführen wollte, wäre das Geheimnis schon jetzt enthüllt.
Aber ich will noch zum Schluß einen Augenblick lang von dem Dokument meines Großvaters sprechen, das den Ausgangspunkt und die Grundlage meiner Forschungen bildete. Nachdem mein Großvater von der Inschrift berichtet hatte, die er in den Kuppelgräbern von Mykene gefunden hatte, fuhr er fort:  
„Die Religion der Ägypter war vorwiegend eine Sonnenverehrung. Ra war der Sonnengott der Ägypter. Die Religion der Mayas in Zentralamerika war ebenso eine Sonnenreligion. Ra-Na war der Gott der alten Peruaner!
Meine langen archäologischen Studien verschiedener Nationen haben bewiesen, daß alle Spuren ihrer frühesten Kindheit und ersten Reife aufweisen. Aber es ist mir nicht gelungen, ein rohes oder wildes Ägypten zu finden, oder eine grobe, barbarische Mayarasse. Beide Nationen waren schon in ihren frühesten Perioden reif, geschickt, stark und weise. Ich habe nie eine Zeit gefunden, in der sie nicht die Fähigkeiten gehabt hätten, ihre Arbeiten zu organisieren, Kanäle zu graben, Straßen, Pyramiden, und Tempel zu bauen, die Felder zu bewässern; und es gab nie eine Zeit, da sie nichts wußten von Medizin, Astronomie und den Grundsätzen einer hoch organisierten Regierung. Wie die Mayas, so hatten auch die Ägypter die Einehe, und Städte und Tempel bauten sie im gleichen Stil. Sie hatten ein technisches Wissen und eine Geschicklichkeit, die selbst unseren zeitgenössischen Ingenieuren ein Rätsel ist. Weder die Ägypter noch die Mayas waren eine schwarze Rasse, sie waren gelb. Beide Nationen hatten Sklaven und eine Intellektuellenklasse, aber die Beziehungen zwischen den Klassen waren herzlich und menschlich. Die Grundlagen ihrer Regierungsweise waren die gleichen.
Lepsius fand die gleichen heiligen Symbole in den Zeremonien der Ägypter wie denen der Peruaner. Le Plongeon, der große französische Archäologe (Le Plongeon war französischer Abkunft, aber gegen Ende seines Lebens amerikanischer Staatsbürger) entdeckte in Chichén Itzá in Yukatan die Figur eines Gottes, der klumpfüßig war und alle Attribute des großen Gottes Toth der Ägypter aufwies.
Bei den ägyptischen und amerikanischen Pyramiden war die Außenseite mit einer dicken Lage glatten, glänzenden Zements von solcher Stärke bedeckt, wie ihn unsere heutigen Baufachleute nicht herstellen können. Alexander von Humboldt (Forscher in Zentral- und Südamerika, 1769-1859) war der Meinung, die Pyramide von Choula sei vom gleichen Typ wie der Tempel des Jupiter in Belus.
Sowohl in Amerika als auch in Ägypten waren die Pyramiden im gleichen Stil erbaut. Auf beiden Seiten des Atlantik habe ich die Pyramiden so vorgefunden, daß ihre vier Seiten astronomisch wie die vier Arme des Kreuzes angelegt waren und in dieselbe Richtung wiesen. Bei beiden liegt die Linie durch den Mittelpunkt auf dem astronomischen Meridian. Die Konstruktion mit Treppen und Stufen ist die gleiche, und in beiden Fällen sind die größeren Pyramiden der Sonne geweiht.“*

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