Trojaburg
 
 

Franz Altheim

Franz Altheim mit Erika Trautmann

 Altheim wurde am 6. Oktober 1898 in Frankfurt als Sohn des Malers Wilhelm Altheim geboren. Nachdem ihn seine Frau verlassen hatte, erschoß sich der Maler am Weihnachtstag 1914, wenige Wochen nach Beginn des 1. Weltkrieges. 1917 meldete sich der Sohn freiwillig zur Armee und wurde als Übersetzer in die Türkei geschickt.
Nach dem Krieg begann Altheim ein Studium der Klassischen Philologie und der Altertumswissenschaften in seiner Heimatstadt. Im Dezember 1921 promovierte er bei Hans von Arnim mit der Arbeit „Die Komposition der Politik des Aristoteles“. 1925 erhielt der junge Forscher ein Stipendiat der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft. Im Jahre 1928 lernte Altheim den Anthropologen Leo Frobenius kennen, der ihn in den Kreis der regelmäßigen Besucher des deutschen Kaiser im Exil in den Niederlanden einführte. Im gleichen Jahr erfolgte seine Habilitation bei Walter F. Otto zum Thema „Griechische Götter im alten Rom“. Seit 1935 wirkte Altheim als Privatdozent und ab 1936 als außerplanmäßiger Professor für Klassische Philologie an der Universität Frankfurt. Im Winter 1936 wechselte er als Lehrstuhlvertreter an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Schon während seiner Studienzeit pflegte er engere Beziehungen zum Kreis um Stefan George und wirkte in seiner ganzen Art als weltoffener Gelehrter, was ihm rasch den Vorwurf mangelnder Treue zum Nationalsozialistischen System einbrachte.
Zu dieser Zeit lernte Altheim die junge Archäologin Erika Trautmann kennen und lieben. Deren Bekanntschaft zu Herman Göring führte zur Kontaktaufnahme des Paares mit Himmler, der gerade dabei war, sein Wissenschaftsinstitut „Ahnenerbe“ wissenschaftlicher auszurichten. Der international renommierte Altheim schien dem Reichsführer für diesen Zweck geeignet. So beschloß Himmler, dem Paar im Sommer 1937 eine Forschungsreise nach Italien und Kroatien zu finanzieren, auf der Spuren nordischer Einwanderer eruiert werden sollten.
Nach ihrer Rückkehr wurde Altheim im November 1937 offiziell in das Ahnenerbe aufgenommen. 1938 folgte eine längere, vom Ahnenerbe unterstützte Expedition Altheims und Trautmanns auf den Balkan und in den vorderen Orient, auf der „wichtige Erkenntnisse für die Auseinandersetzung der Germanen ... mit dem semitischen Orient“ gewonnen werden sollten.
Auf dieser Reise unterstrich Altheim seine Verbundenheit mit dem neuen Dienstherren durch die Verfassung von Berichten über die bereisten Länder für den SD. Auch die Überlegungen Himmlers, ein Rassenkundlich-Historisches Institut für den Bereich der Antike zu gründen, stießen auf enthusiastische Reaktionen Altheims, der empfahl, daß als Leiter desselben nur ein Mann in Frage käme, dem die „NS-Rassekundliche Fragestellung erstes Anliegen sein würde“. 1939 wurde Altheim mit der Leitung der neuen Ahnenerbe „Lehr- und Forschungsstätte für Alte Geschichte“ belohnt. 1944 erhielt Altheim das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse.
1945 wurde Altheim von den Sowjets kurzzeitig interniert, aufgrund seiner Intervention zugunsten von Verfolgten des Staates während des Krieges jedoch freigesetzt. Nach seiner Entlassung als Professor im September 1945 erfolgte seine Wiedereinstellung als Ordinarius im Dezember des gleichen Jahres. 1948 übernahm er in Halle eine Professur für Alte Geschichte, wechselte aber 1950 auf den althistorischen Lehrstuhl an der neu gegründeten Freien Universität Berlin, den er bis zu seiner Emeritierung 1964 innehatte.
Altheim wurde im Gegensatz zu anderen Forschern mit ähnlich engen Beziehungen zur SS Himmlers nach dem Krieg weitestgehend rehabilitiert. Tatsächlich entsprechen seine Beteuerungen, an der Politik wenig interessiert zu sein, seiner Fähigkeit, sich schnell den jeweiligen neuen Gegegebenheiten anzupassen. Und auch die Diktion seiner Werke ob vor oder nach dem Krieg weisen kein typisches NS-Sprachgut auf. Viele seine auch nach dem Krieg veröffentlichten Bücher gelten als Standardwerke, vor allem seine Werke zur antiken Religionsgeschichte. Am 17. Oktober 1976 verstarb Altheim in Münster.

Bibliographischer Auszug
- Griechische Götter im alten Rom. Giessen 1930. Neuausgabe 1980.
 - Terra Mater. Untersuchungen zur altital. Religionsgeschichte. Gießen 1931.
- Römische Religionsgeschichte. 3 Bände. Berlin 1931–1933.
- Epochen der römischen Geschichte. 2 Bände. Klostermann, Frankfurt am Main 1934–1935.
- Die Soldatenkaiser. Klostermann, Frankfurt 1939 (Ahnenerbe, Bd. 1).
- Vom Ursprung der Runen. Klostermann, Frankfurt 1939 (Ahnenerbe, Bd. 3).
- Italien und die dorische Wanderung. Pantheon, Amsterdam 1940.
- Italien und Rom. 2 Bände. Pantheon, Amsterdam 1941. 3. Auflage 1944.
- Rom und der Hellenismus. Amsterdam, Pantheon 1942.
- Helios und Heliodor von Emesa. Amsterdam, Pantheon 1942.
- Kimbern und Runen. Untersuchungen zur Ursprungsfrage der Runen. Ahnenerbe, Berlin 1942.
-  Die Krise der alten Welt im 3. Jahrhundert n. Zw. und ihre Ursachen. 2 Bände. Ahnenerbe, Berlin 1943.
- Goten und Finnen im dritten und vierten Jahrhundert. Ranke, Berlin 1944.
- Weltgeschichte Asiens im griechischen Zeitalter. 2 Bände., Halle 1947–1948.
-  Römische Geschichte. 3 Bände. Berlin 1948–1958
- Der Ursprung der Etrusker. Baden-Baden 1950.
- Attila und die Hunnen. Baden-Baden 1951.
- Aus Spätantike und Christentum. Tübingen 1951.
- Niedergang der alten Welt. Untersuchung der Ursachen. 2 Bd. Frankfurt 1952.
- Asien und Rom. Neue Urkunden aus sasanidischer Frühzeit. Tübingen 1952.
- Alexander und Asien. Geschichte eines geistigen Erbes. Tübingen 1953.
- Reich gegen Mitternacht. Asiens Weg nach Europa. Hamburg 1955.
- Der unbesiegte Gott. Heidentum und Christentum. Hamburg 1957.
-  (mit Ruth Stiehl): Finanzgeschichte der Spätantike. Frankfurt 1957.
-  Geschichte der Hunnen. 5 Bände. Berlin 1959–1962.
-  Zarathustra und Alexander. Eine ost-westliche Begegnung. Frankfurt 1960.
-  Die Araber in der alten Welt. 6 Bände. Berlin 1964–69.
- Geschichte Mittelasiens im Altertum. Berlin 1970.
- Christentum am Roten Meer. 2 Bände. Berlin 1971–1973.
 

[Aus: Indogermanisches Erbe & 3. Reich]

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