Trojaburg
 
 

Wilhelm Teudt

Wilhelm Teudt mit Wewelsburg Hauptmann von Knobelsdorff

Der Name des am 7. Dezember 1860 in Detmold geborenen Wilhelm Teudt ist untrennbar mit der Geschichte der Erforschung der Externsteine verbunden.
Bevor Teudt seine archäologische Leidenschaft entdeckte, studierte er evangelische Theologie in Berlin, Leipzig, Tübingen und Bonn. 1895 wurde der Theologe Pfarrer im damaligen Fürstentum Schaumburg-Lippe, bevor er 1895 die Leitung der Inneren Mission in Frankfurt am Main übernahm. Mit dem Jahr 1908 erfolgte nun der einschneidende Wandel im Leben Teudts; er legte sein Pfarramt nieder und wandte sich den Reformbewegungen zu. So wurde er im selben Jahr Leiter des „Keplerbundes zur Förderung der Naturerkenntnis“ - einer Vereinigung von Bildungsbürgern, die das Weltgeschehen durch Biologie und Vererbungslehre bestimmt sahen. Daneben sympathisierte er mit der Christlich-Sozialen Partei, die sich an den Lehren des Berliner Hofpredigers und Antisemiten Adolf Stoecker orientierte. Am Ersten Weltkrieg nahm Teudt trotz seines Alters als Freiwilliger teil. Nachdem er - bedingt durch die Ruhrbesetzung - 1921 nach Detmold umzog, gründete er dort den „Cheruskerbund“, die lippische Untergruppe der paramilitärischen Organisation Escherich. Die Vereinigung verfügte ab dem Frühjahr 1922 über eine paramilitärische Abteilung, den „Nothung“, und zählte 1923 rund 1100 Mitglieder. Teudt war zu diesem Zeitpunkt auch Mitglied der DNVP. Außerdem war Teudt 1928/29 Gauherr der Detmolder Ortsgruppe des antisemitischen Deutschbundes.
Ab Mitte der 1920er Jahre widmete sich Teudt der „völkischen Germanenkunde“, deren  primärer Zweck für ihn in der Bekämpfung des Vorurteiles der primitiven germanischen Vorgeschichte lag:
„Die Annahme, daß das Germanentum in Germanien erst durch die Berührung mit den Römern und Westfranken in die Reihe der Kulturvölker eingetreten sei, ist als ein grober Geschichtsirrtum anzusehen“, wie er in seinem 1929 erstmals erschienenem Hauptwerk „Germanische Heiligtümer“ bekannte. In diesem führte er den Nachweis der kultisch-astronomischen Funktion einer Reihe von Stätten in Westfalen, Bereits ein Jahr zuvor hatte Teudt die „Vereinigung der Freunde germanischer Vorgeschichte“ gegründet, die sich innerhalb kürzester Zeit regen Zulaufes erfreuen konnte. Die stete Vergrößerung seines Anhängerkreises verdankte er dabei insbesondere seiner charismatischen Erscheinung und seinem „prophetischem Enthusiasmus“ wie Michael Kater es formulierte.  Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde Teudts Vereinigung von verschiedenen Stellen umworben, darunter dem von Rudolf Hess geleiteten „Reichsbund für Volkstum und Heimat“ - eine Art Dachverband, der Volkskunde, Heimatpflege, Naturschutz, Trachtentum und ähnlichem. Nach einer Annäherung Teudts an diesen Dachverband wurden Teudt und seine „Vereinigung der Freunde germanischer Vorgeschichte“ noch 1933 offiziell dem „Reichsbund für deutsche Vorgeschichte“ Hans Reinerths unterstellt.
Gleichzeitig kam der 1933 auch der NSDAP beigetretene Teudt auch in Kontakt zu Himmler, der die Gegend der Externsteine, also das primäre Forschungsgebiet Teudts zur weltanschaulichen Interessensphäre der SS erklärte. Als Vorstandsmitglied der neu errichteten Externstein-Stiftung fungierte er somit als Schutzherr Teudts. Dieser zeigte sich dementsprechend erkenntlich: Auch aus Abneigung über die über seinen Kopf entschiedene Einverleibung seiner Vereinigung in den Reichsbund durch Reinerth,, stimmte er 1935 der Übernahme seiner Zeitschrift „Germanien“ durch das Ahnenerbe zu. Im folgenden Jahr - 1936 - wurde der Bund dann offiziell als „Pflegstätte für Germanenkunde“ der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V. angeschlossen.
Obwohl Teudt in den folgenden Jahren noch mehrere Auszeichnungen erhielt (Professorentitel, die immer noch bestehende Ehrenbürgerschaft der Stadt Detmold, Verleihung der „Goethe-Medaille“), kam es zu zunehmenden Differenzen mit seinem Vorgesetzten Heinrich Himmler. Nachdem Himmler erkannt hatte, daß Teudt sich keineswegs bedingungslos dem angestrebten neuen Kurs der Organisation Ahnenerbe - vom Frühgeschichtsverein interessierter Laien und Forscher hin zum zweckgebundenen SS-Wissenschafts-Institut - unterwerfen würde, wurde er weitestgehend kaltgestellt. Seine Pflegestätte für Germanenkunde übernahm nunmehr der eher auf Linie liegende Forscher Bruno Schweizer. Dennoch wurde der Pionier der deutschen Frühgeschichtsforschung in ehrendem Andenken gehalten, wie ein Ahnenerbe-Artikel anläßlich seines Todes beweist:          
„Wesentlich ist, daß Teudt in den Herzen unzähliger Deutscher [...] durch seinen begeisterten Aufruf germanische Heiligtümer schuf. Darin liegt das unvergängliche Verdienst Teudts für die deutsche Erneuerung [...] Es fehlt bei uns gewiß nicht an klugen Köpfen, aber die tapferen Herzen dürften in der Wissenschaft häufiger sein.“
Obgleich von der etablierten Wissenschaft bereits damals angefeindet, haben sich wesentliche Thesen Teudts - entgegen der oftmals geäußerten Einschätzung heutiger Geschichtswissenschaft - als stimmig erwiesen.

Bibliographischer Auszug:
- Im Interesse der Wissenschaft. Haeckels Fälschungen und die 46 Zoologen. Naturwissenschaftlicher Verlag des Keplerbundes, Godesberg 1909.
- Die deutsche Sachlichkeit und der Weltkrieg. Ein Beitrag zur Völkerseelenkunde. Godesberg 1917.
- Germanische Heiligtümer. Beiträge zur Aufdeckung der Vorgeschichte, ausgehend von den Externsteinen, den Lippequellen und der Teutoburg. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1929-1936 (4 Auflagen). Nachdruck der 4. Auflage: Faksimile-Verlag, Bremen 1982.
- Gottlieder für deutsche Menschen. Leipzig 1934.
- Wilhelm Teudt im Kampf um die Germanenehre. Eine Auswahl von Teudts Schriften. Verlag von Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1940.

[Aus: Indogermanisches Erbe & 3. Reich]

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