Trojaburg
 
 

Yrjö von Grönhagen

Yrjö von Grönhagen

Durch die Lektüre eines Zeitungsartikels über die finnische Sagensammlung „Kalevala“ war Heinrich Himmler 1935 auf einen jungen Autoren aufmerksam geworden: den Deutsch-Finnen Yrö von Grönhagen. Grönhagen wurde am 3. Oktober 1911 als Sohn des Karl von Grönhagen (deutsch-finnisches Adelsgeschlecht aus Südfinnland) und der finnisch-russischen Adeligen Zina von Holtzmann in Petersburg geboren. Sein Bruder fiel als Kämpfer der antikommunistischen weißrussischen Truppen 1920. Nach seiner Schullaufbahn begann er eine Ausbildung am finnischen Konsulat in Paris, brach diese aber ab und begann 1933 - nach kurzem Ausflug in die Filmwelt - ein Studium der Philosophie an der Pariser Sorbonne-Universität. Im Frühjahr 1935 - vor Abschluß seines Studiums - begab er sich auf eine Reise durch Europa, die ihn von Paris nach Helsinki führen sollte. Im August 1935 gelangte er auf seiner Reise nach Deutschland, wo er die Möglichkeit, erhielt, einen Artikel über die finnische Kalevala für das Frankfurter Volksblatt zu verfassen.
Am 1. Oktober kam es dann zum ersten Zusammentreffen mit Himmler, der von Grönhagen an seinen Mentor Weisthor verwies. Dieser bestätigte Himmlers Begeisterung über den jungen finnischen Forscher und empfahl dessen Übernahme in das Ahnenerbe. Am 1. November 1935 wurde von Grönhagen als Abteilungsleiter der Forschungsstätte für Indogermanisch-Finnische Kulturbeziehungen für das Ahnenerbe verpflichtete und mit der Durchführung einer Forschungsreise beauftragte. Im Juni 1936 machten sich von Grönhagen und der Musikwissenschaftler Fritz Bose auf den Weg nach Karelien. Dort stieß der finnische Zeichner Ola Forsell zu der Gruppe. Aufgabe der Expedition war es, finnische „Zauberkundige“ und Schamanen aufzusuchen, finnisches Sagengut und Gedichte sowie Lieder zu sammeln bzw. aufzuzeichnen. Bei einem Treffen mit dem Volkssänger Timo Lipitsä trug dieser ein ebenfalls im Kalevala enthaltenes Lied vor, obgleich das Buch dem Sänger nicht bekannt war. Es folgten Zusammenkünfte mit dem finnischen Sänger Hannes Vornanen und dem Schamanen Miron-Aku, der in der dortigen Bevölkerung einen guten Ruf als Seher genoß.  Im Verlauf dieses Treffens wurden Film- und Tonaufnahmen einer okkulten Sitzung angefertigt bei der Miron-Aku vergangene und kommende Geschehnisse wiedergab, die er seherisch „empfing“. Weitere Forschungsberichte bezogen sich auf die finnischen Saunas.
Im Februar 1937 kommt es in Berlin zu zwei längeren Gesprächen zwischen  von Grönhagen, Karl-Maria Wiligut und dem vom Finnen eingeladenenen britischen Okkultisten Gaston de Mengel, in dem es um bisherige Forschungen des Briten und kommende Forschungsaufträge geht.
Am  22. Mai 1937 reist De Mengel, finanziert von der SS, nach Finnland, wo sich bereits Yro von Grönhagen aufhält. Von Helsinki aus sendet De Mengel am 23. Juni einen Bericht an Weisthor in Berlin, über ein „Schwarzzentrum“ in Sin-Kiang (Mongolei) und eine „Kraftachse“ in Murm (Finnland). Unklar bleibt, ob von Grönhagen direkt an den forschungen de Mengels beteiligt ist.
Nach diesem Ausflug in die okkulte Welt der Geheimbünde kam es 1939 zu einem jähen Ende der Tätigkeit von Grönhagens für die SS. Mit Kriegsbeginn stand einerseits die Kriegswichtigkeit der Forschungsabteilung Grönhagens in Frage, zudem er selbst als nicht promovierter Abteilungsleiter ohnehin einen schweren Stand gegenüber seinem Dienstherrn Walther Wüst genoß. Dazu kamen unbedachte Äußerungen der Frau von Grönhagens, Hertha, die zu einer Verstimmung Himmlers führten, der bislang seine schützende Hand über den Deutsch-Finnen gehalten hatte. So wurde 1939 von Grönhagens Abteilung aufgelöst und die Grönhagens reisten nach Finnland. Angesichts des russischen Angriffs auf finnland trat der Forscher der Armee bei. Nach dem Waffenstillstand kehrte er als finnischer Verbindungsmann nach Deutschland zurück. 1941 stellte die Frau von Grönhagens den Antrag auf Wiedereinstellung in den SS-Dienst, der nach längeren  Erörterungen innerhalb des Ahnenerbe schließlich abgelehnt wurde. Seit 1942 verfaßte Grönhagen in Deutschland mehrere Bücher. Gemeinsam mit zwei weiteren Autoren ein Buch über den Sowjetisch-finnischen Krieg von 1939: „Der Winterfeldzug. Krieg in Finnlands Wäldern.“ Noch im gleichen Jahr folgte seine Veröffentlichung „Karelien. Finnlands Bollwerk gegen den Osten.“
Bis 1945 arbeitete von Grönhagen als Propagandist der deutsch-finnischen Zusammenarbeit, zeitweise als Sprecher in Finnland gezeigter deutscher Wochenschauaufnamen und zuletzt als Reporter für das Vapaan Suomen Radio. Seine Frau Hertha war von 1941 bis 1945 Chefredakteurin der Zeitung „Suomi-Saksa“ („Finland-Deutschland“) eines pro-deutschen Propaganda-Magazins.
Nach dem Krieg arbeitete Grönhagen für die finnische Regierung an der Repatriierung finnischer Kriegsgefangener in Oslo, bevor er ins Visier der britischen Geheimdienste geriet und als Nazi-Kolloborateur angeklagt wurde. Nach seinem Freispruch 1947 verfaßte der Deutsch-Finne eine autobiographische Schrift über seine Zusammenarbeit mit der SS („Himmlerin Salseura - 1948). Dennoch sorgten die Enthüllungen über seine Zusammenarbeit mit der SS für die Verbannung von Grönhagens aus dem Staatsdienst und jeder akademischen Tätigkeit. In der Folge wendete sich von Grönhagen dem christlichen Glauben zu und gründete 1959 den finnischen Zweig des christlich-ökumenischen Ordens „Ordo Sancti Constantini Magni (OCM)“. 1964 wurde er Generalsekretär des griechisch-orthodoxen Ordens „Konstantin der Große“ und lebte bis 2000 jeweils halbjährlich auf Kreta und in Lappland. Am 17. Oktober 2003 verstarb von Grönhagen in Helsinki.

Bibliographischer Auszug
- Finnische Gespräche. Nordland Verlag, Berlin, 1941
- Karelien, Finnlands Bollwerk gegen den Osten. Franz Muller Verlag, Dresden, 1942
- Das Antlitz Finnlands. Wiking Verlag, Berlin, 1942 (mit Herta von Grönhagen)
- Himmlerin salaseura. Kansankirja, Helsinki, 1948,

[Aus: Indogermanisches Erbe & 3. Reich]

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