Trojaburg
 
 

Steinkistengrab Züschen & Gudenberg

Das Großsteingrab von Züschen gehört zu einer Reihe von Steinkammergräbern (auch Galeriegräber), die der im heutigen Hessen beheimateten Wartberg?Gruppe (3500 ? 2800 v.u.Zt.) zugerechnet werden. Ein besonderes Merkmal dieser Galeriegräber war ein sogenanntes Seelenloch, durch welches vermutlich die Seele der Toten entweichen sollte. Aufgrund der Linie vom ?Seelenloch? zum 5 Km entfernten Wartberg kann es jedoch auch als Peilloch zur Himmelsbeobachtung gedient haben. Mehrere mit Bildern verzierte Sandsteinplatten des züschener Grabes zeigen außerdem Zick-zack-Linien, Rinderdarstellungen, Wagengespanne und ein menschliches Gesicht, welches man als ?Dolmengöttin? bezeichnete. Diese Dolmengöttin entspricht der ?Magna mater? der megalithischen dualistischen Religionsvorstellung und legt  Zeugnis über die bis in die Spät-Megalithzeit erhaltene Religionsvorstellung unserer Ahnen ab, in welcher die Göttin neben dem Himmelsgott eine große Rolle spielte. Durch einen Abschlußplatte mit runder Öffnung (Seelenloch) wird die eigentliche Steinkammer von einem Vorraum getrennt. Hier wurden Opfergaben gefunden. Aufgrund des Seelenloches sowie der Bilder und Gravierungen hielt der bekannte Frühgeschichtsforscher Ernst Sprockhoff dieses Megalithgrab für den Typus der westeuropäischen Megalithkultur, die sich, vermutlich von der Bretagne ausgehend, über den Pariser Raum  bis in den deutschen Raum erstreckt hätte, allerdings bestanden hier auch enge Beziehungen zur nordischen Trichterbecherkultur und ihrer südlichen Ausprägung als ?Baalberger Kultur?. Die Skelettfunde der Wartberggruppe weisen kein einheitliches anthropologisches Erscheinungsbild auf, und waren kleiner als die Trichterbecherleute.
Direkt in der Nähe liegt der Heiligenberg von Altendorf, auf dem ein Wall aus Sandsteinblöcken ebenfalls von einer frühgeschichtlichen Nutzung als Kultstätte zeugen. An einem weiteren Abhang, dem Ziegenrück befindet sich der Riesenstein, der eine schüsselförmige Vertiefung mit Abflußrinne, eine sogenannte Opferschale aufweist.
Die Steinkiste von Züschen wird heute durch eine Umzäunung vor Vandalismus geschützt.

In der Umgebung von Gudensberg wurden zahlreiche vor- und frühgeschichtliche Funde geborgen, die auf eine vorchristliche Besiedlung des Raumes hinweisen. Am Lamsberg konnten Funde aus der Rössener Kultur freigelegt werden. 1938 wurde zwischen dem Odenberg und Gudensberg eine bandkeramische Siedlung um 4000 v. Chr. und eine eisenzeitliche Siedlung um Christi Geburt ausgegraben. Am Kasseler Kreuz entdeckte man beim Bahnbau 1899 ein Brandgräberfeld aus der Zeit 1000 v. Chr.
Gudensberg selbst wurde erstmals 1121 urkundlich erwähnt, als sich Giso IV. als Graf von Udenesberc bezeichnete. Der Name leitet sich vermutlich von Wotansberg ab, ein ortsnamenstheoretischer Beleg, daß in altgermanischer Zeit dort von den Chatten der höchste germanische Gott verehrt worden sein dürfte. Noch 1672 wurde der Ort in einer Urkunde als Wutansberg bezeichnet.
Im Mittelalter wurde auf dem Berg eine Burg (die Obernburg) gebaut, die Sitz hessischer Gaugrafen aus dem Geschlecht der Werner und danach dem der Gisonen war. Von 1137 gehörte Gudensberg bis 1247 den Landgrafen von Thüringen. 1300 verlegte Heinrich I. den Sitz der Verwaltung von Niederhessen von Gudensberg nach Kassel, wo er seit 1277 residierte, und Gudensberg verlor seine politische und administrative Bedeutung. Als Hauptstützpunkt Hessens wurde Gudensberg und die Wenigenburg, jedoch nicht die Obernburg, von mainzischen Truppen eingenommen und eingeäschert. 

 

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