Femeiche Borken
Die Femeiche von Borken, die der Gattung der Stieleichen angehört, gilt als einer der ältesten Bäume Deutschlands. Ihr Alter beträgt mindestens 1300 Jahre, aufgrund einer 1892 gemessenen Baumstammstärke von fast 5 Metern ist jedoch auch ein Alter bis zu 1500 Jahren möglich. Zu germanischer Zeit bildete die Eiche das Zentrum einer heiligen Thingstätte, gemäß der Berichte desTacitus nach denen die Germanen eine Verehrung ihrer Götter anhand von Bäumen und heiligen Heinen einer Einsperrung der Gottheit in steinerne Gebäude vorzogen. So war die Eiche in älterer Zeit noch als ?Ravenseiche? bekannt, was der ursprüngliche Name gewesen sein dürfte und für eine Verehrung Odins an diesem Platz spricht dessen stete Begleiter Raben waren (Hugin und Munin). Auch die frühere Bezeichnung der Gegend um die Eiche als ?Assenkamp? bestötigt diese Annahme, denn hier ist noch die Ableitung vom Göttergeschlecht der Asen erkennbar. Somit dürfte die Eiche auch die Zeit der Missionierungskriege zwischen Karl und den heidnischen Sachsen miterlebt haben. anders als andere heilige Eichen (so etwa die friesische Donarteiche, die Bonifatius zum Opfer fiel), überlebte die Ravenseiche jedoch die Christianisierung. Stattdessen errichtete die christliche Kirche anstelle des alten Thingplatzes eine Kirche. Dennoch bewahrte die Eiche etwas von ihrer Heiligkeit und diente seit dem Mittelalter als Femeiche (Feme = Gericht/ Strafe). In ihrem Schatten tagte das geheime Femegericht, in welchem im Namen des Kaisers Schwerverbrecher - zumeist zum Strick - verurteilt wurden. Das Femegericht wurde von einem geistlichen (teilweise auch weltlichen) Herrn einberufen, ihm gehörten neben dem Freigraf zumeist sechs Schöffen an.
Inzwischen ist die Eiche ziemlich ramponiert und muß von Holzbalken gestützt werden, grünt jedoch immer noch jedes Jahr aufs neue. Von der einstigen Größe des Eichenstammes kann man sich anhand der Anektode ein Bild machen, welche überliefert, daß um 1802 ein ganzer preußischer Zug von 30 Mann im ausgehöhlten Stamm Platz fand.
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