Der Denghoog
Aus der jüngeren Steinzeit stammt eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Insel Sylt: Das Großsteingrab ?Denghoog? bei Wenningstedt. Dieses ist eines der wenigen erhaltenen Großsteingräber der Insel Sylt deren Zahl noch im Jahre 1770 400, ursprünglich wohl an die 500 heranreichte.
Der Name bedeutet soviel wie ?Thinghügel?, also Versammlungsplatz.
Der Hügel wurde nach offizieller Darstellung Anfang des dritten Jahrtausend vor Christus als ein Sippen- oder Familiengrab angelegt, vermutlich dürfte es jedoch bereits Ende des 4. Jahrtausends errichtet worden sein. Wie bei allen Großsteingräbern, muß nämlich beachtet werden, daß diese Zeitbestimmung nach den ältesten aufgefundenen Gegenständen innerhalb der Gräber erfolgt, die ihrerseits ? da oftmals ebenfalls aus Stein bestehend - nicht genau datiert werden können. Wenn man nun berücksichtigt, daß die ältesten Gegenstände auch am ehesten fortgeräumt werden, so darf man in vielen Fällen von einem noch höheren Alter der Gräber ausgehen. In dem großen Erdhügel befindet sich eine vollständig erhaltene, vieleckige Steinkammer mit sechs mächtigen Decksteinen.
Durch einen sehr schmalen künstlichen Einstieg und über eine steile Leiter sind Gang und Grabkammer heute zu begehen.
Untersuchungen durch den deutschen Forscher Rolf Müller, der 80 der 100 1937 noch erhaltenen Grab- und Malhügel auf Sylt untersuchte, erbrachten darüber hinaus Hinweise auf eine astronomische Nutzung des Denghoog. Danach war das Grab Mittel- oder Ausgangspunkt einer (frühzeitlichen) Kalenderanlage. Seine Ausrichtung weist auf Spuren eines 23- tägigen Mondkalenders hin, der im Gebiet der nordischen Megalithkultur weit verbreitet war. Weitere Punkte in unmittelbarer Nähe des Denghoog, die zur Mondortung genutzt wurden, waren der Düfhoog, auf welchem vermutlich ein heidnisches Heiligtum durch die Kirche St. Severin ersetzt wurde sowie der Wednshoog (Wotanshügel). Der Denghoog ist ein Beispiel für die Verknüpfung von Grabstätte und Versammlungsplatz, an dem auch den Göttern geopfert wurde, denn jede Versammlung endete mit einem religiösen Opferfest, an dem die Götter beschenkt wurden.