Trojaburg
 
 
04-04-12 12:56 Alter: 12 Jahr/e

Zum Oster/ Ostara-Fest

Parsifals Gebet

Es war der Abend jenes Karfreitags, an welchem Parsifal in der Gralsburg ankam und durch die Berührung mit dem heiligen Speere Amfortas‘ furchtbare Wunde heilte. Der letzte Knappe hatte mit tiefer Verneigung das Schlafgemach verlassen. Als König befand sich Parsifal zum ersten Mal allein. Müde war er sehr; wohl ebenso müde wie an jenem Weihnachtsabend, von welchem ich dir erzählte; denn was hatte sich alles im Verlaufe dieses einen kurzen Tages zugetragen! Doch es war eine andere Müdigkeit; damals sah es so leer in seinem Herzen aus, als ob die körperliche Anstrengung auch seine Seele ausgesogen hätte; trübe, matt, entmutigt hatte er sich neben seinem Pferde hingestreckt; jetzt waren Herz und Seele übervoll; sie fühlten sich ohnmächtig, sie zu fassen, diese Flut von übermächtigen Eindrücken. Ihm schien es, als sei sein ganzes vorangegangenes Leben nur die Vorbereitung zu diesem einen Tage gewesen, als flösse der  kostbare Segen aus seinem Herzen über und durchströme seinen ganzen Körper; er glaubte sich zu einer Riesengestalt umgewandelt und zugleich so himmelstrebend leicht, als solle er sich bald auf Schwingen von der Erde erheben! Er betastete sich am ganzen Körper und griff sich mit beiden Händen nach dem Kopfe. Ja! er war es doch, Parsifal, der schlichte, schwache Mensch, der Tor! Gottes Gnade allein hatte ihn groß gemacht; mächtig drängte sich ihm dieses Bewußtsein auf; überwältigt sank er an seinem königlichen Bette in die Kniee.
    Sind des Menschen Empfindungen und Gedanken auf Gott gerichtet, so reden wir von „Gebet“. Oftmals aber geschieht es, daß, wenn einer mit tiefer Inbrunst sich ins Gebet versenkt, Gott die Gedanken und Empfindungen erfaßt und sie dorthin lenkt, wohin sie zu lenken es seiner Weisheit gefällt. So mag es Parsifal wohl jetzt ergangen sein.....

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