Trojaburg
 
 

Örtlichkeiten der Thidrekssaga

Vorbemerkungen
Da die Thidrecksage (ThS) nicht allen Leserinnen oder Lesern ein Begriff sein dürfte, soll hier kurz darüber informiert werden. Die ThS ist uns einmal erhalten als schwedische Übersetzung (die sog. Membrane, aus der Zeit um 1250) einer norwegischen Vorlage unbekannten Alters und zum andern aus einer altschwedischen Handschrift (die sog. Svava, aus der Zeit um 1350). Beide besitzen den gleichen Inhalt, der auch den Nibelungenstoff einschließt. Das Nibelungenlied (NL, um 1200 entstanden) hat vermutlich dieselben Vorstufen benutzt, will aber nichts anderes sein als Dichtung, während die ThS die Taten der alten Helden erzählen möchte und deshalb sich etwas mehr an die historischen Tatsachen hält und zwar in einem Maß, das bisher meist unterschätzt wird. Diese Diffenzierungen sind wichtig für das Verständnis des Folgenden.

Örtlichkeiten
Hier liegt bereits die erste große Kontroverse vor zwischen der herrschenden Lehrmeinung und anderen Forschungen, denn der geographische Handlungsrahmen wird unterschiedlich angenommen. Damit geht einher eine ebenfalls unterschiedliche Interpretation der im Text auftretenden Namen von Örtlichkeiten. Die Wissenschaft geht davon aus, daß die ThS im Bereich Ukraine-Balkan-Italien-Rheinpfalz wurzelt, während das Gegenlager den Ereignisbereich dort sieht, wo ihn der Sagentext vielfach angibt, nämlich hauptsächlich im Rheinland und in Westfalen. Um die deutlichen Angaben des Sagentextes nicht akzeptieren zu müssen, installiert die Lehrmeinung einen sächsischen Sagamann, der den ganzen Text auf seine Heimat umgeschrieben hat.
Der Verfasser vertritt die Meinung, daß der tatsächliche Handlungsrahmen der ThS dort zu finden ist, wo ihn unabsichtlich und unerkannt das NL selbst durch seinen Nibelungenzug konterkariert mit den Stabreimpassagen „vom Rotten (Rhone) bis zum Rheine, von der Elbe bis zum Meer“. Offensichtlich ist gemeint der Raum zwischen dem oberen, ost-westlich verlaufenden Teil der Rhone und dem ebenfalls so fließenden Niederrhein einerseits und andrerseits zwischen dem Unterlauf der Elbe und der Nordsee. Wird dies akzeptiert, scheiden Ukraine, Balkan und Italien aus oder müssen als jüngere Zutaten eingestuft werden. Ein sächsischer Sagamann kann hier nicht hilfsweise beansprucht werden.
In dem vom NL also selbst gelieferten deutschen Bereich liegt Hunaland, in welchem über 50 % der ThS spielen ind wo der Titelheld (Thidrek von Bern) 30 Jahre im Exil gelebt haben soll. In Italien oder sonst wo fehlen diese Hintergründe weitgehend. Einzelne, doch dorthin zu passen scheinende Namen wirken wie später hinein gesetzt oder aber wie mißverstanden. Hierauf wird im weiteren noch eingegangen.
Fast alle im Folgenden genannten Namen wurden bereits in Otto Klaus Schmich „Hünen– Die Entdeckung eines vergessenen deutschen Stammvolkes“ und in „Datei Mythen“, bezw. Datei Mythen – Ergänzungsband“ ausführlicher, als es hier möglich ist erläutert. Es kann hier natürlich nur eine Auswahl der Namen behandelt werden.

1.00  Reiche der Thidrekssaga
(s. Karte 1 & Hünen, Karten  S. 242 / 244)
1.01 Humlungaland, Amelungenland: Reich des Thetmar und später seines Sohnes Thidrek. Die Wissenschaft versteht darunter ungefähr die Lombardei, während andere Forscher eine Einordnung irgendwo im Maas-Mosel-Rhein-Bereich vorziehen. Der Verfasser definiert es als das Land zwischen den beiden Ameln (eine nördlich von Jülich, die andere bei Malmedy). Wenn, wie die Wissenschaft es annimmt, Humlungaland das wiedererlangte Reich Thidreks war, dann muß die Frage erlaubt sein, wieso darunter das an die Hunnen verlorene Ostgotenreich verstanden werden soll. Denn gerade die Hunen waren der Sage nach dem Thidrek behilflich bei der Wiedereroberung, sie hätte sich somit selbst bekriegt.

1.02 Hispanien, Hesbanien: eines der später von Samson, des Vaters von Aki, Ermanrik und Thetmar eroberten Reiche. Heinz Ritter-Schaumburg (HRSch) hat es gleichgesetzt mit dem heutigen Hesbaye westlich der Maas. In das Bild der herrschenden Lehrmeinung ist eine Interpretation als Spanien schwerlich einfügbar.

1.03 Puli: Land das Samson erobert und seinem Reich einverleibt. Es muß sich deshalb um ein unmittelbar angrenzendes Land handeln. Aus diesem Grund sieht es der Verfasser als das heutige Peel, das sich gleich nördlich an Hesbaye anschließt und ebenfalls von der Maas östlich begrenzt wird. Die Lehrmeinung favorisiert Apulien, das früher auch Pülle genannt wurde, doch bleibt sie die Erklärung schuldig, warum und wie Samson von Spanien Apulien in Unteritalien erobert haben soll. Die Zugehörigkeit zu Theoderichs Reich erscheint als schwaches Argument.

1.04 Niflungaland, Nibelungenland: HRSch hat dieses Land als den Bereich des Neffelbaches (Zufluß zur Erft/Rheinland) definiert (Niflunga-Land = Neffelgau-Land). Es grenzt östlich an das vom Verfasser vorgeschlagene Humlungaland. Die Wissenschaft nimmt an, Das Nibelungenland sei identisch mit einem hypothetischen, sehr kurzlebigen Burgunderreich in der Rheinpfalz.

1.05 Örlungaland, Harlungenland: HRSch schlug dafür den Ahrgau vor, wobei er jedoch dessen Hauptstadt Trellinburg in die Gegend von Bonn und linksrheinisch legt, obwohl sie dem Sagentext nach ausdrücklich rechtsrheinisch zu suchen wäre, vielleicht gegenüber der Ahrmündung. Dieses kleinste Erbstück Samsons, verbunden auch nur mit der Herzogswürde erhielt der wohl eigentlich nicht erbberechtigte Aki, der es später seinen Söhnen Aki und Egard hinterließ. Die Wissenschaft hat bisher keine bessere Deutung angeboten.

1.06 Hunaland: Reich des Attala, eines friesischen Königssohnes, der es erobert hat und mit Friesland zusammen beherrschte. Die Sage will ausdrücklich nichts wissen von asiatischen Hunnen und damit zusammenhängenden Ereignissen. Die Namensähnlichkeit verführt bisher die Wissenschaft dazu, das Hunnenland Ungarn anzunehmen. Das NL definiert Etzels (nicht Attilas) Land ausdrücklich anders (wie bereits bei „Örtlichkeiten“ erläutert) und hat damit glücklicherweise eine ältere, noch nicht von Attila und seinen Hunnen überprägte Version unbeabsichtigt bewahrt.
1.07 Ermanriks Reich: Es wird im Sagentext nicht mit einem besonderen Namen benannt, vermutlich deshalb, weil dieser König sowohl Humlungaland und Örlungaland zeitweilig und widerrechtlich vereinnahmt hatte und so ein Gesamtname nicht wichtig erschien. Ermanriks Reich umfaßte vor diesen Aktionen den größten Teil vom Reich des alten Samson, es lag südlich der bereits genannten anderen Erbteilen. Seine Hauptstadt war Romaburg, das HRSch als Trier (das Roma Secunda Konstantins) definierte, weil das südlich der Alpen liegende Rom absolut nicht in die Sagengeographie paßt und die hier und da beschriebenen Ritte von Ort zu Ort in den angegebenen Zeiten nie möglich gewesen wären. Das verlorene Reich des großen Ermanarich (dieser Gedanke wurde schon bei Humlungaland angesprochen), das Thidrek wieder gewann, kann historisch weder in der Ukraine, noch auf dem Balkan, noch in Italien nachgewiesen werden. Allgemein erklärt man alle Unstimmigkeiten damit, daß Sagen alles zusammenziehen, vereinfachen, und teilweise gegenteilig erzählen würden und mit Historie fast nichts mehr zu tun hätten.

1.08 Elsungs Reich:  Es begann knapp unterhalb von Köln, weil Hagen dort „in Elsungs Reich“ einen Fergen erschlug. Südlich begrenzt vom Humlungaland/Amelungenland/Öm-lungenland, nördlich von der Maas. Als Elsung senior erschlagen wurde und Bern verlor, verblieb der Rest des Reiches offenbar seiner Familie, denn sein Neffe war Zeitgenosse Hagens, saß allerdings nicht mehr im verlorenen Bern, sondern in Babilonia. Zu diesem mehr  unter 2.15. Nach dem Tod von Elsung jun. fiel auch der Rest an Thidrek.

2.00  Ortsnamen
2.01 Bern: Die Hauptstadt Thidreks und des Humlungenlandes. Meist wird Verona darunter verstanden, obwohl die Hauptstadt des vermeintlichen Thidrek (Theoderich d. Große) Ravenna war, wo noch sein Palast steht. HRSch und andere meinen, darunter Bonn verstehen zu müssen, das tatsächlich eine Zeitlang im 10 Jh. Verona genannt wurde. Das ist aber eine Zeit, in welcher die ThS vielleicht bereits schriftlich vorlag und deshalb Bonn nicht gemeint haben kann. Außerdem ist bekannt, daß diese Benennung Bonns aus einer Art Klerikerwettbewerb hervorging mit Köln und Xanten, also nicht mit der Sage zusammen hängen kann. Der Verfasser hat deshalb vorgeschlagen, Bern gleichzusetzen mit Varnenum (Breiniger Heide bei Aachen) aus vielen Gründen, die den Rahmen dieses Betrachtung sprengen würden. Es sei aber nochmals verwiesen auf die genannten Bücher).
Der Verfasser ist auch der Meinung, daß viele Sagengestalten und –Ereignisse älter sind als die Völkerwanderung und legt in „Datei Mythen“ darüber eingehende Untersuchungen vor. Dort wird etwa ein historisches (!) Personen-Dreieck Siegfried-Hagen-Dietrich aus vom Beginn des 1. Jh. n.Chr. vorgestellt, dessen Akteure zeitgleich im selben geographischen Raum lebten und sogar miteinander verbündet waren. Unter diesen befindet sich der frühestgenannte Deutorich, der wie der Sagenheld ins Exil gehen mußte und  vielleicht sogar in Verona - im Gegensatz zu einigen anderen Exilanten in Ravenna – lebte oder Dienst in der römischen Armee tun mußte. Aber Letzteres ist Spekulation.
Dennoch ist der deutsche Name für Ravenna = Raben. In diesem Punkt sieht es so aus, als könne die italische Geographie und der Bezug zu Theoderich stimmen. Dem stehen jedoch noch andere Gründe entgegen: Jener Deutorich hatte einen Großvater Maelo und einen Altersgenossen Malovend, alle Sigambrer oder Marser. War Deutorich gar ein (A)Malunge? Doch das ist nicht alles. Rund 200 Jahre später weihte ein römischer Centurio in Wiebaden einem Gott einen Stein mit der Widmung „Dem Apollo Toutiorix“, also nicht etwa dem Apollo Rex Populi, wie man erwarten könnte? Wiesbaden liegt nur wenige Kilometer vom Gebiet der Sigambrer entfernt. War Deutorich inzwischen in den Liedern so berühmt geworden, daß ein Römer ihn als Heroen, als zum Gott geworden ansah? Es gibt nur diese einzige Nennung eines Toutiorix und diese ausgerechnet in derartiger Nähe zum frühesten Dietrich überhaupt . Da Tiberius bekanntlich schon 8 v. Chr. einen Teil der Sigambrer linksrheinisch ansiedelte, liegt es nahe, ein linksrheinisches Bern anzunehmen, denn rechts gab es keine Städte wie das Bern oder Raben der Sage. Es müssen ältere galloromanische Siedlungen gewesen sein und genau dies trifft ebenso für Varnenum zu, wie auch für Raben.

2.02 Raben, Ravenna: Die Hauptstadt des Ostgotenreiches und Theoderichs in Italien, stärkste Festung des römischen Reiches. Aber wenn Humlungaland und Bern zwischen den beiden Ameln lagen, muß auch Raben dort zu finden sein. Wenige Kilometer nördlich von Aachen liegt ein wichtiger Römerstraßenknoten, Corivallum, als dessen Nachfolgesiedlung Heerlen, links von der Wurm gilt. Der Straßenknoten liegt aber rechts und dort läßt sich, allerdings nur volksetymologisch, Corvus von Corivallum ableiten, Corvus = Rabe. Lag Thidreks Raben hier?

2.03 Susa, Susat, Soest: Von Attala zum Zentrum seines neuen westfälischen Reiches gemacht, war dies nur mit dem dortigen Soest möglich. In Ungarn (Gran, Buda?) oder woanders im Osten ist keine Örtlichkeit dieses oder ähnlichen Namens bekannt. Von einer Hauptstadt der Hunnen, zur Zeit Attilas aber auch weder vorher oder nachher, er konnte als Nomade auch keine unterhalten. In Soest wurden keine Mauern aus der Zeit der Völkerwanderung gefunden, wohl vor allem deshalb nicht, weil die Germanen des Mauerwerksbaues damals nicht fähig waren. Germanische Burgen und größere Ansiedlungen bestanden aus Holz, allenfalls mit Wällen und Gräben umgeben. Vielleicht bestand Attalas Residenz auch nur aus einem größeren Gehöft, umfriedet mit einem Palisadenzaun. In Soest wurden derartige Reste bisher nicht gefunden.

2.04 Thorta: Dortmund wird unter diesem Namen, wenn auch nur kurz, in der ThS erwähnt anläßlich des Zuges der Niflungen nach Soest. Der Verfasser hat soeben eine plausible Erklärung veröffentlicht1, wonach sich der gesicherte Name herleitet aus einem Gewässernamen, an dessen Furt (alte Straße Deutsche Bucht-Rhein) eine Siedlung Thortmanni (890) entstand. –manni meint Wasser/Bach, aber auch ein hypothetisches Durotaha bedeutet dasselbe. Durot- erlaubt sogar alle Namensversionen, also Thort- und Throt-Bildungen. In Dortmund Scharnhorst trägt eine Straße einen alten Flurnamen „Droote“ und im selben Raum fließt heute ein Körnebach (junger Name, angelehnt an den nicht von ihm berührten Stadtteil Körne) der weit nordöstlich von diesem entspringt. Ein Zusammenhang der Namen ist deshalb nur oberflächlich anzunehmen.

2.05 Duna: HRSch kann für sich in Anspruch nehmen die richtige Duna entdeckt zu haben, die im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung, nicht mit der Donau identisch ist. Die Niflungen überquerten dem Sagentext nach den Rhein dort, „wo Rhin und Duna zusammenfließen“. Damit wird auch der Nibelungenzug über und entlang der Donau ein weiteres Mal ad absurdum geführt, obwohl schon vorher klar war, daß Rhein und Donau nirgends zusammen fließen. HRSch entdeckte, daß die Luftlinie vom Neffelgebiet Richtung Soest den Rhein etwa dort überquert, wo früher die Dhünn (alter Name Duna) einmündete und wo noch heute die breiteste und flachste Stelle des Rheines zu finden ist. Dort war tatsächlich eine Überquerung am leichtesten möglich. Heute hat man die Dhünn in die Wupper eingeleitet und diese mündet einige Kilometer weiter abwärts in den Rhein. Die in der Sage angegebenen Reisezeiten des Niflungenzuges passen bestens mit den dort erwähnten Örtlichkeiten zusammen, was auf alle anderen Alternative nicht zutrifft.

2.06 Walslönguwald: Im Text heißt es, dieser läge an der Grenze des westlichen Frankenlandes. Dort fließen mehrere Rheinarme ungefähr parallel, der größte heißt Waal. In der Sage jagt Jarl Iron dort, obwohl er mit dem Eigner, dem Frankenkönig damit in Streit gerät. Die sumpfigen Auenwälder, welche die Rheinarme begleiten, die also auch entlang des Waals verlaufen sind, lassen leicht die Erklärung zu Waal-Längs-Wald.

2.07 Mundia: Dieser Begriff der Sage taucht mehrere Male auf, einmal etwa als „Entlang dem Mundiawald“ oder auch Straße „gen Mundia“ Die Wissenschaft setzt den Mundiawald mit den Alpen gleich, HRSch meint es handele sich um die Kölner Bucht. Der Verfasser schlägt vor, den Bereich Titz-Müntz-Mündt darunter zu verstehen. Dort gibt es einen Gewann-Namen, der vermuten läßt, daß der die drei Orte verbindende Bach früher Mun hieß. Dort gibt es in zwei Orten eine Sage von einer untergegangenen Riesenstadt Munda, was durch ein riesiges römisches Trümmerfeld bestätigt wird, das sich von Titz aus in östlicher Richtung erstreckt. Man könnte ein römisches Ausrüstungslager mit zugehörigen Wohnbereichen vermuten. Olympiodor berichtet, daß 411 in Mundiacon der Römer Jovinus durch die Burgunder zum Gegenkaiser ausgerufen wurde. Dieses Mundiacon wurde bisher nicht gefunden, könnte aber sehr wohl bei Titz-Müntz-Mündt zu finden sein.

2.08 Drekanfils: Dem Sagentext jenseits des Osning gelegen, von Bern aus betrachtet, war Aufenthalt des Helden Ecke und seines Bruders. Eine Linie Bern/Varnenum – Osning trifft jenseits dieses Waldes einen Ort Dreeke, der früher umgeben von Sumpfwalddickicht (Fils) war und tatsächlich von zwei adligen Brüdern „von der Ecke“ gegründet worden war. Daraus entstand „(von) dr Ecke“, Dreeke.

2.09 Frisia: Dieser rätselhafte Name wird von den verschiedenen Übersetzern der ThS teils als Land, teils als andere Örtlichkeit, teils als Gewässer verstanden. Dem Verfasser ist es gelungen, einen Bach zu finden, der dem Sagentext entspricht und zusätzlich von einer ganze Reihe von jenen Namen begleitet ist, die in dieser ganz speziellen Sagenszene eine Rolle spielen. Heute heißt dieser Bach Wanne und ist ein Quellbach der Haune, die ganz in der Nähe der Frisiaquelle am Haimberg entspringt und an der Dietershausen liegt. In der Sagenszene spielen gerade diese Namen die Hauptrolle (Heime, Thidrek, Frisia), aber auch noch andere, die hier ebenfalls nachklingen.

2.10 Bakalar: Im NL wird Bechelaren/Donau für diesen Sagennamen reklamiert, RSch schlägt Altenberg / Dhünn oder Blecher für diesen Sitz des Markgrafen Rüdiger/Rodger vor. Da die Donau unstrittig nicht Gegenstand des Nibelungenzuges gewesen sein kann, lag die Deutung von RSch mangels besserer Alternativen besser. Als praktikabler Sitz eines solchen Vasallen von Hunaland sind beide sehr schlecht geeignet, denn von hier aus, aus den Wäldern des Dhünntales ist weder eine Grenze sichtbar, noch läßt sie sich überwachen. Der Verfasser bringt einen wesentlich besser geeigneten Ort zum Vorschlag, der die dortige Westgrenze Hunalands, den Rhein überwachen kann, weil er an der Mündung von Ruhr und Emscher das westlich des Rheines liegende Asciburgium (Moers-Asberg) und die dazugehörigen Römerstraßen einsehen. Überdies beginnt hier auch noch der Hellweg, der geradewegs nach Thorta/Dortmund und Susat/Soest führt und ebenfalls kontrolliert werden kann. Die Rede ist von den sich fast berührenden Ortsteilen Duisburgs, Beek und Laar, was auch vom Namen her bestens paßt.

2.11 Falsterwald: Neben gut deutbaren Namen führt die Sage auch solche, die zwiespältig beschrieben sind und zu diesen gehört der Falsterwald. Er wird im Sagentext an scheinbar verschiedenen Stellen liegend beschrieben, doch fand der Verfasser eine Lösung, die alle Widersprüche ausräumt. So wird der Falsterwald aufgefaßt als der Waldsaum, der die niedersächsische Tiefebene südlich begrenzt und von der Ems bis Fehmarn reicht, früher vielleicht in geradliniger Verlängerung bis zur Insel Falster verstanden wurde. Eine Reihe von Namen aus der Sage wird ebenfalls eingebunden.

2.12 None:   Die Sage läßt Aki eines Tages von seiner Stadt nach Süden, nach Romaburg reiten, er bricht noch „vor Mittag“ auf, reitet „den ganzen Tag“ bis „zur None“. Dort kehrt es aber wieder um, reitet ein Stück zurück, muß aber dann ein Nachtlager nehmen.
Die Entfernung Ahr- Trier beträgt 80 km (Luftlinie) und verläuft genau von Nord nach Süd (Altenahr angenommen), also rund zwei Tagesritte zu je etwa 40 km. Da aber erst vor Mittag aufgebrochen wurde mußte die erste Etappe kürzer und die zweite länger sein, angenommen 30 und 50 km. Die Luftlinie schneidet etwa bei  25 km ein Gewässer, das noch heute Nonabach genannt, aber Nohnerbach geschrieben wird. Es ist das einzige in ganz Deutschland mit ähnlichem Namen. Das bedeutet nichts anderes, als daß der Sagentext ungewollt bestätigt, daß die ThS im Rheinland und in Westfalen spielen muß, daß sowohl Örlungaland = Ahrgau und Romaburg = Trier sein muß und daß man das bisher nicht erkannt hat, weil „None“ als Neunte Stunde (also nachmittags ca. 15 Uhr) verstanden wurde. Und dies obwohl „den ganzen Tag“ geritten wurde, also drei Stunden länger und damit bis zur 12. Stunde. Eigentlich hätte dieser Widerspruch schon lange und von vielen anderen entdeckt werden müssen. In diesem Abschnitt wird auch ein besser passendes Trellinburg vorgeschlagen.
Die Abschnitte Thorta und Bakalar sind in einem Aufsatz „Der Niflungenzug von Verniza nach Susat“, die Abschnitte Frisia, Falsterwald und None werden hier erstmals drucktechnisch veröffentlicht und sind bisher nur unter der bei Endnote 1 genannten Internet-Plattform erreichbar.

2.13 Babilonia:  Bern war ursprünglich der Sitz Jarl Elsungs, doch bekam Thetmar nach dessen Tod das Stadtreich. Hiernach wurde sein Sohn Thidrek von Bern genannt. Das restliche besaß später Elsung junior, der Neffe des älteren Namensträgers. In diesem Bereich, bei Heusden/NL, liegen direkt nebeneinander die Dörfer Elshout (Elswald), Bern und Babilonienbroek (-bruch). Soviel Zufall kann es eigentlich nicht geben. Hier müssen die mutmaßlichen Elsungen sich offenbar ein Ersatz-Bern geschaffen haben. Siehe Aufsatz wie in Endnote 1 vermerkt.

2.14  Salerna:  Nach der Svava (Kap.1) Geburtsort von Samson, Thidreks Großvater, im Reich Apollij liegend. Samson gewinnt die Stadt. Die Membrane (Übers. F. Erichsen) sagt dies jedoch nicht. Dort tritt Salerni ohne Bezug auf und Apulien erscheint hier erst viel später (Kap.14), als es von Ermanrik „draußen“ erobert wird. Läge aber Salerni bereits im Reich der Samsoniden (seit Samson es gewann), so bräuchte es nicht erobert werden. Demnach darf Salerna/i nicht in Apollij/Apulien gesucht werden, sondern in der weiteren Umgebung von Bern/Varnenum und hier ist Soller gelegen. Hierzu siehe Aufsatz wie in Endnote 1 vermerkt.

2.15 Wiltaburg:  Das heutige Utrecht, laut Beda Vernerabilis Hauptstadt der Wilten, der Sage nach Stadt der Wilzen. Bisher wurde diese mit den slawische Wilzen verbunden. Der Verfasser konnte jedoch nachweisen, daß ein Volk Quielpranii dort mindestens in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts lebte (Tab. Peutingeriana). Quiel- ist eindeutig Wil-, die Endung der Tab. Peut. wird wohl verschrieben sein. Siehe Aufsatz wie in Endnote 1 vermerkt.
   Es gibt eine ganze Reihe weiterer Namen in der ThS, die mit heutigen Örtlichkeiten in Deutschland verbunden werden können (Brictan, Lyrwald, Osning, Wadincusan, Holsthen, Sassen, Grachenborg, Gränsport, Frankenland, Vernica, Greken, Ungarwald, Bertanga, Windland, Ballofa usw.), wie HRSch schon darlegte.
Insgesamt verstärkt sich deshalb der Eindruck, daß die ThS im nordwestdeutschen Raum ihre historischen Wurzel hat, ungeachtet der Herkunft ihrer schriftlichen Fixierungen. Die bisher vorherrschende Meinung, daß der Handlungsrahmen der ThS südlich der Alpen und im zeitlichen Bereich von Theoderich dem Großen läge, muß sich folgende Frage stellen lassen: Sollte die ThS in der Lage gewesen sein, etwa 9o Prozent einer hypothetischen Theoderichsage zu konterkarieren oder ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass diese 90 Prozent einer ältere Sagensubstanz waren, die von 10 Prozent der Elemente aus der Zeit Theoderichs und anderer überprägt wurden? Die Beleg für die Existenz der wesentlichen Elemente der ThS bereits aus den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus wurden an anderer Stelle vom Verfasser veröffentlicht.²    
1) URN-registrierte wissenschaftliche Netzpublikation bei der deutschen Bibliothek Frankfurt. Erreichbar unter www.ingeborgschmich.de/Nibelungen/, Aufsätze.
2) Otto Klaus Schmich, Datei Mythen (2001)

2 Otto Klaus Schmich, Datei Mythen (2001)
    

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