Trojaburg
 
 

Das tatsächliche Alter der Runen

In Deutschland war das Runenwesen durch den Kulturbruch, der durch die Ein­führung der Klosterschulbildung nach dem Siege des römisch-­katholischen Christentums und durch die Pflege einer lateinisch-fränkischen Mischkultur unter Kaiser Karl I. „den Großen“ und seinen Nach­folgern im achten und neunten Jahrhundert bedingt worden war, völlig in Vergessenheit versunken. Denn die Runen wa­ren so innig mit der altdeutschen Väterfrömmigkeit verbun­den gewesen, daß die römische Geistlichkeit im Frankenreiche alles daran gesetzt hat, jede Erinnerung an sie mit Stumpf und Stiel auszurotten.
Dies ist der Grund, warum nur sehr wenige Runendenkmäler erhalten sind.
Zugleich sorgte die Vernichtung alten Kulturgutes auch dafür, dass das wahre Alter der Runen in Vergessenheit geriet.

Daher ist die heute herrschende These, derzufolge als Vorbild der Runen ein nordetruskisches Alphabet gedient haben soll (bzw. Vorlagen aus dem Kreis der zahlreichen verschiedenen Alphabete Norditaliens und des Alpenraums  des 4. bis 1.Jahrhunderts v.Chr.), überaus fraglich.  Alle diese Alphabete sind, wie auch die lateinische Schrift, ihrerseits Abkömmlinge des westgriechischen Alphabets aus dem 7. Jahrhundert v.Chr., das wiederum aus dem phönizischen Alphabet (seit ca. 1200 v.Chr.) abgeleitet ist. Gegen die „Entlehnungslehren“ — neben der norditalischen gibt es noch die These der Entlehnung der Runen aus dem lateinischen oder grie­chischen — sprach sich 1929 der deutsche Germanenforscher Gustav Neckel aus. Er urteilte, keine ver­möge restlos zu befriedigen, da keine auskomme, ohne auf zwei Alphabete zurückgreifen zu müssen. Er vertrat die Ansicht, die unleugbaren Übereinstimmungen der südlichen Schriftreihen mit dem Futhark ließen sich am ehesten durch Urverwandtschaft erklären. Er wies 1933 auf vorgeschichtliche runenähnliche Zeichen hin, z. B. auf das altinschriftlich reich belegte Zeichen T, das als Tyr-Rune im Futhark vertreten ist, und auf das Heilszeichen in der Grotte des Extern­steinfelsens.

Tatsächlich spricht einiges für eine Ableitung  der Runen aus Symbolzeichen, die bereits in der jüngeren Altsteinzeit bekannt waren. Herman Wirth bewies für diese Zeichen und ihren Symbolgehalt einen gemeinsamen Ursprung im Norden, von wo aus sie ihren Weg nach Südeuropa, Asien und Amerika fanden. In der Jungsteinzeit finden sich diese Zeichen nunmehr zu Alphabeten weiterentwickelt im franko-iberischen Raum, wo sie als azilianische und Glotzel-Schrift erscheinen (ca. 6.-4. Jahrtausend v.Zw.).

Die durch jüngste Forschungen bestätigten Ur-Zeichen Wirths

Und auch an den Wänden megalithischer Bauten finden sich mehrfach ganz ähnliche Zeichen, die mit den diluvialen so starke Ähnlichkeit haben, daß sie ohne Bedenken aus ihnen abgeleitet werden können und müssen, wie bereits Wolfgang Krause 1938 bemerkte.

Die meisten stammen aus der Bretagne, ein­zelne aus anderen Teilen Frankreichs und Westdeutsch­lands. Auch in Megalithgräbern Portu­gals wurden „Beigaben von kleineren Steinen, die mehr­zellige Inschriften tragen", gefunden (vgl. Gustaf Kossinna, Die deutsche Vorgeschichte. 1933, S. 17), die mit den germanischen Runen „die schlagendsten Über­einstimmungen" zeigen (ebenda). Auch auf den kanarischen Inseln, auf denen „wir gewissermaßen den stehengebliebe­nen Rest der westeuropäischen-nordischen Megalithkultur vor uns haben" (Huth, 1939, 133), wurden Inschriften ge­funden, die nach D. Wölfel vier verschiedene Schrifttypen und „megalitisches Erbe" zeigen. Wölfel spricht von „der Verwandtschaft des altlibyschen Alphabets (wie er die kanarischen Schriftzeichen nennt) mit dem iberischen und dem Sinai-Alphabet, vielleicht auch mit den Runen (1941/ 1942,131).

Dazu kommt, daß die Völker, die die Inseln und Küsten der Nord- und Ostsee bewohnten, schon in der jüngeren Steinzeit über außerordentliche astronomische und mathematische Kenntnisse verfügten, wie in jüngster Zeit durch zahlreiche Untersuchungen nachgewiesen wurde. Prof. R. Müller schreibt: „Die Ge­lehrten (der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit) gaben damals — und das gilt natürlich nicht nur für Stonehenge — ihr Wissen von einer Geschlechterfolge zur anderen weiter. Wie sie dabei ihre „Beobachtungsbücher" führten, wissen wir nicht. Doch eins scheint mir sicher, daß man bei den sich über Jahre und Jahrzehnte erstreckenden Himmelsbeobach­tungen Gedächtnisstützen benötigte und auch nicht nur durch mündliche Unterweisung die Erscheinungen, die der Himmel über ihnen entfaltete, der heranwachsenden Gene­ration weitergeben konnte. Wenn es Kerbmale auf Holz oder Knochen waren, sind alle Spuren in den vergangenen Jahrtausenden verwittert und verweht" (1970, 70).R.Mül­ler spricht von „mancherlei in Stein geschriebener Zeichen, die wir leider nur ahnend lesen können", die sich in Sied­lungen der Steinzeit fanden (1970, 70).

Aus diesem den mannigfach erscheinenden Zeichen vorangehendem „Ur-Alphabet“ – bzw. dem Zeichenkompendium - hat sich auch die phönizische Schrift entwickelt. In der Tat ist das phönizische Ur-Alphabet den Runenzeichen so verwandt, dass noch jüngst über eine direkte Ableitung der Runen aus dem Phönizischen spekuliert wurde. Allerdings wies Jürgen Spanuth bereits Anfang der 50er Jahre darauf hin, daß dies ein Beleg für die nordische Herkunft der Runen sei. Ausgehend von der Atlantis-Überlieferung Platos , die davon berichtet, dass Gesetze und Urteile auf goldenen Tafeln festgehalten wurden, sowie der parallelen Edda-Erzählung vom Wiederfinden der goldenen Tafeln Asgards nach dem Ragnaröck, untersucht Spanuth die mögliche Verbreitung der Schrift. Bereits die deutschen Forscher Franz Altheim und Erika Trautmann hatten im alpinen Val Camonica eine „vorrunische Sinnbildschrift nordischen Ursprungs“ ermittelt. Diese wurde später als Beleg für die Ableitung der Runen aus dem etruskischen verwendet, zeigt aber in Wirklichkeit den Verbreitungsweg der Runen bzw. Alphabetzeichen nach einem wahrscheinlichen Naturkatastrophe im 13. Jahrhundert v.Chr. Einerseits per Wagen und zu Fuß von Nordeuropa über die Alpen, andererseits per Schiff an der Küste entlang bis ins Mittelmeer. Letztere Gruppe umfasste auch die Philister, die Stammväter der späteren Phönizier, die Spanuth zufolge das Alphabet erst in den Mittelmeerraum brachten:

„Um 1200 v. Chr. besetzten die Nordmeervölker die West­küste Syriens und Palästinas. Sie fanden ein Gebiet vor, das durch die schweren Naturkatastrophen, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts v.Chr. gerade auch diese Gegenden verwüstet hatten, völlig zerstört und ent­völkert war und errichteten Königreiche, im Libanon das der Sakar, an der Küste Palästinas das der Phrs, der Phi­lister. Von diesen Königreichen berichtet der Papyrus Wen Amun aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts v. Chr. und die verschiedenen Schriften des Alten Testamentes. Etwa im 11. oder 10. Jahrhundert v. Chr. wanderte aus dem Binnenland ein Volk ein, das sich selbst „Kanaaniter" nannte. Diese Kanaaniter vermischten sich mit den Nord­meervölkern, also den Sakar im Libanongebiet, daraus ent­standen die Phönizier (). Nun ist es wahrscheinlich, daß die Kanaanäer, die bis dahin keine Schrift besaßen, von den ‚Seevölkern’, un­seren ‚Nordmeervölkern’, nicht nur den Schiffbau und die Hochseeschiffahrt erlernt haben, sondern vielleicht auch die Runenschrift, und daß die auffallenden Ähnlichkeiten zwischen der ‚phönizischen’ und den griechischen, italischen Schriften und nordischen Runen-Zeichen vielleicht so zu erklären sei.“

Als Bestätigung dieser Annahme zitiert Spanuth den Wen-Amun-Papyrus, der nur die Sakar im Libanon kennt und über deren König berichtet, daß er die „Tagebücher" seines Großvaters und seines Vaters holen läßt, in denen genau verzeichnet ist, wieviel Zedernholz diese nach Ägypten verkauft haben. Daraus foplgert Spanuth:

„Mit anderen Worten:  Im  12. Jahrhundert . Chr. konnte der Großvater des Sakarfürsten schreiben nd genau buchführen. Wir wissen allerdings nicht, welcher chrift er sich dabei bediente. Die hethitische Schrift war wie die mykenische Linear-B-Schrift mit den Naturkata-trophen des 13. Jahrhunderts v. Chr. verschwunden. Die ägyptische Hieroglyphenschrift wird er kaum erlernt haben, ie Sakar und die Philister, die seit etwa 1200 v. Chr. an :enen Küsten seßhaft geworden waren, gehörten nicht zu den Nordmeerkriegern, die in ägyptische Gefangenschaft efallen und in die Arbeitslager gebracht worden waren, ie Keilschrift, die im 13. Jahrhundert v.Chr. in Ugarit und in Assyrien in Gebrauch war, wird der Großvater des Sakarfürsten kaum erlernt haben. Einerseits weil Ugarit in den Katastrophen des 13. Jahrhunderts v. Chr. völlig zerstört   wurde,   andererseits   weil   die   Nordmeervölker Assyrien nicht betreten haben. Die Frage muß also offen­bleiben, welcher Schrift sich ein Sakarfürst im 12. Jahrhun­dert v. Chr. bedient hat. Aber es besteht die Möglichkeit, daß er sich jener Runenzeichen bedient hat, aus denen dann etwa im  10. Jahrhundert v. Chr. die „phönizische Schrift" entstanden ist. Es ist demnach nicht völlig unmög­lich, daß die Könige von Atlantis „das Urteil auf einer gol­denen Tafel aufschreiben" konnten.“

[Runen]

 

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